Versäumnisse am Haus: Das sind die teuersten Wartungsmängel
Kein Haus ist wartungsfrei. Doch wo es an vielen Stellen nichts ausmacht, weniger stringent zu pflegen, kann es in anderen Fällen richtig ins Geld gehen, wenn es unterlassen wird.
„Endlich Ruhe“ denkt sich die frischgebackene Hausbesitzerfamilie, wenn sie nach langen Monaten von Planung, Bau und Umzug endlich mit einem neuen Alltag beginnen kann. Und da alles am und im Haus so neu ist, muss auch niemand einen Gedanken daran verschwenden, diese Installationen zu pflegen – was soll schon passieren?
Derartiges Denken ist verständlich, aber es ist auch trügerisch. Denn wo Wartung anfangs wegen der Neuheit aller Installationen tatsächlich vielfach nicht notwendig ist, setzt sie sich bei vielen niemals als dauerhafte Bringschuld im Unterbewusstsein fest –ähnlich wie bei vielen Autobesitzern, die nur an Inspektionen und TÜV-Termine denken, weil ihre Werkstatt rechtzeitig daran erinnert.
Eine große Gefahr, denn am Haus gibt es wenig, das durch Gesetzespflicht regelmäßig gewartet werden muss – mit dem Schornsteinfeger als prominente Ausnahme. So kommt es, dass bereits brandneue Häuser buchstäblich in Vergessenheit geraten und trotz ständigem Bewohnen unbemerkt altern. Wenn dann durch den Wartungsmangel Schäden auftreten, wird es oft sehr teuer. Doch welches sind besonders prominent vernachlässigte Punkte?
1. Das Dach
Vieles, was Häusern langfristig zusetzt, hat mit Wasser zu tun. Und da diese omnipräsente Flüssigkeit der Schwerkraft folgt, ist der oberste Abschluss eines jeden Hauses eine besonders prominente Angriffsfläche.
Das Problem resultiert hier aus einer simplen Tatsache: Aus den Augen, aus dem Sinn. Was weit über den Köpfen der Bewohner liegt, wird kaum automatisch beäugt. Zudem verhindern Dämmungen, Innenverkleidungen usw. nicht nur Wärmetransmission, sondern auch prüfende Blicke aus dem Inneren auf den Zustand der Eindeckung, der Mauerwerksanschlüsse und der hölzernen Bestandteile des Dachstuhls – einer der wenigen Vorteile der früher üblichen offenen Dachbauweisen.
Nun ist nicht zuletzt deshalb ein Dach flexibel und überrobust ausgeführt. In die diesbezüglichen Normen fließt auch ein, dass es jahrelang Wind und Wetter standhalten muss, ohne dass jemand regelmäßig nachsieht. Allerdings führt diese Tatsache auch dazu, dass wenn ein Schaden auftritt, dieser lange unbemerkt bleibt. An diesem Punkt schließt sich der Kreis zu Wasser und Schwerkraft. Ein Dach wird auf vielerlei Weisen extrem beansprucht. Es braucht beispielsweise nur einen durch starke Temperaturschwankungen (etwa Sommerhitze gefolgt von Hagelschauern) ausgelösten Haarriss in einer Dachschindel, und geringste Wassermengen können künftig bei jedem Regenschauer eindringen. Vielleicht wird der gleiche Prozess auch durch einen Sturm ausgelöst, der die Vermörtelung der Firststeine beschädigt.
In jedem Fall durchnässt künftig Wasser die Traglattung, die Dämmung, rinnt vielleicht ins Mauerwerk. Es kann lange dauern, bis der Schaden irgendwo durch einen nassen Fleck deutlich sichtbar wird – nur ist dann definitiv mehr zu reparieren als eine Schindel. Dagegen sollten Hausbesitzer jährlich automatisiert einen Dachdecker heranziehen, der auf solche Probleme prüft – das ist selbst über die Jahrzehnte ungleich günstiger als die meisten Folgeschäden.
2. Die Absperrhähne im Wasserkreislauf
Der Wasserkreislauf eines Gebäudes ist zwischen Zuleitung im Keller und dem Obergeschoss weit verästelt. Für die meisten Hausbesitzer gibt es jedoch nur die Armaturen als einzige Bedienelemente. Allerdings:
- der Auffüll-Wasserhahn im Heizungsraum,
- der Zulaufhahn der Waschmaschine,
- die Absperrhähne unterhalb von Armaturen,
- die Sperrventile zu einzelnen Leitungsästen (etwa in den Außenbereich),
- die beiden Hauptventile direkt vor und hinter dem Wasserzähler.
Auch diese Elemente gehören zu einer normgerechten Installation dazu. Wenn sie jedoch nicht mehr funktionieren, fällt es erst auf, wenn sie benötigt werden. Der Hausbesitzer möchte vielleicht im Bad die Wasserhahn-Kartusche wechseln, weil die Armatur tropft; handwerklich keine überschwere Aufgabe. Dazu muss er jedoch die darunter angebrachten Sperrhähne verschließen.
Hier das Problem: Hähne setzen sich bei Nichtbenutzung allmählich fest. Kein simples Kraftproblem. Denn dieses Festsetzen führt häufig dazu, dass durch ruckartiges Lösen (etwa per Zange) die innenliegenden Dichtungen beschädigt werden. Der Absperrhahn sperrt nicht mehr richtig ab; mit etwas Pech lösen sich von der Dichtung auch Stücke, geraten in den Wasserkreislauf und blockieren diesen an unvorhersehbaren Stellen – etwa in der Ventilmechanik anderer Hähne. Passiert derartiges bei den Hauptventilen, kann das Haus auch gar nicht mehr vom Wasser getrennt werden; die Reparatur wird höchstwahrscheinlich eine kleine Überflutung produzieren.
Dabei ist „Wartung“ hier besonders simpel und völlig kostenlos: Einmal im Quartal alle Hähne zu- und sofort wieder aufdrehen. So kann sich niemals etwas gravierend festsetzen, die Hähne bleiben jahrzehntelang benutzbar.
3. Die Silikonfugen in Bad und Küche
Für viele Menschen sind die Silikonfugen ein rein optisches Detail – die ansehnliche Brücke zwischen Wand und Badewanne beispielsweise. Und als solche werden sie auch oft erst dann wahrgenommen, wenn sie sichtbar beschädigt oder verschmutzt sind.
Dabei gibt es jedoch gute Gründe, bei jedem Putzvorgang einen kritischen Blick auf die weichen Linien zu werfen. Denn Silikonfugen sollen vor allem verhindern, dass Wasser in Areale gerät, in denen es nichts zu suchen hat – etwa hinter die Badewanne; wo es kaum verdunstet und rasend schnell für Schimmel sorgen kann.
Das Problem tritt deshalb auf, weil die Silikonfugen zwar unsichtbar, aber regelmäßig beansprucht werden. Beispiel Badewanne: Wenn die mit hunderten Litern Wasser befüllt wird und noch ein erwachsener „Passagier“ darin liegt, senkt sich selbst eine fachmännisch installierte Wanne um Millimeterbruchteile ab; dehnt sich durch die Hitze aus. Zusammen mit der unvermeidlichen Materialversprödung durch Alterungsprozesse ergibt das eine beständige Verformung; ungeachtet übrigens, wie häufig gebadet wird.
Alle zwei Jahre sollten deshalb die Fugen erneuert werden. Auch das ist keine Profiarbeit, benötigt kaum mehr als ein scharfes Messer, Kartuschenpistole, Glättmittel, Abziehwerkzeug und eine ruhige Hand. Eine Wartung für einige Euro, die Schäden in Höhe tausender verhindern kann.
4. Die Dichtungen von Fenstern und Türen
Bei dieser Position handelt es sich insofern um einen Spezialfall in diesem Text, als dass Vernachlässigung keine teuren Folgeschäden produziert, zumindest nicht auf einen Schlag. Viel mehr geht buchstäblich schleichend und unbemerkt Geld verloren – für die Gesamtsumme nach einem gewissen Zeitraum macht es jedoch keinen Unterschied.
Fenster und Türen sind heute kleine Ingenieurs-Kunstwerke. Denn sie schaffen es, trotz meist beträchtlich geringerer Materialstärken ähnlich wärmedämmend zu sein wie die Wände, die sich auf ausgeklügelte Hohlblocksteine, hochtechnisierte Dämmschichten verlassen können. Doch sind die Fenster und Türen nicht nur ausgeklügelt, sie unterliegen auch einer besonderen Belastung; schließlich werden sie regelmäßig gekippt, geöffnet und wieder geschlossen.
Das am härtesten beanspruchte Teil ist deshalb nicht die Mechanik der Verriegelung; die verdaut zigtausende Öffnungs- und Schließvorgänge völlig unbeeindruckt. Es sind die Dichtungen. Sie sind trotz aller Ingenieurs-Finessen der Schlüssel, damit die im Inneren für teures Geld erzeugte Wärme (oder Kälte) nicht nach außen gelangt. Ohne perfekt funktionierende Dichtungen ist das beste Fenster nichts wert.
Das Problem:
- Das Material der Dichtungen ist ein Kunststoff. Der unterliegt automatisch Alterungsprozessen.
- Zwischen Fensterinnen- und -außenseite gibt es oft dramatisch hohe Temperaturunterschiede.
- Die äußeren Dichtungen stehen oft in dauerhaftem Kontakt mit Umwelteinflüssen; etwa Abgasen.
- Die meiste Zeit werden die flexiblen Dichtungen zusammengedrückt, weil Fenster und Türen geschlossen sind. Werden sie geöffnet, muss die Dichtung sich flexibel entfalten, ebenso aber wieder korrekt komprimieren.
Rechnet man dann noch (Fein-)Staub und Blütenpollen hinzu, die sich in geöffnetem Zustand ablagern und dann bei jeder Bewegung wie ein feines Schleifmittel fungieren, wird klar, dass auch Dichtungen sehr sorgfältig konstruierte Meisterwerke sein müssen – allerdings Meisterwerke, die Pflege benötigen.
Abermals einmal im Quartal sollte folgendes geschehen:
- Die Dichtungen werden mit einem weichen Tuch sowie mildem Putzwasser von Staub usw. gereinigt. Ideal ist Spülmittel; viele andere Haushaltsreiniger sind schlicht zu scharf.
- Sie werden anschließend mit einem fusselfreien Tuch, am besten Mikrofaser, trocken gerieben und dürfen einige Minuten an der Luft „ausdünsten“.
- Anschließend werden die Dichtungen mit einem Pflegemittel behandelt. Universell, wenngleich nicht optimal, sind Silikonspray und Vaseline. Am besten ist jedoch spezielle Pflegemilch. Welche es sein soll, sollte beim Fensterhersteller erfragt werden; jedes Dichtungsmaterial benötigt etwas anderes.
Wird dann noch sichergestellt, dass die Dichtungen niemals mit Schmiermitteln (etwa für die Verriegelungsmechanik) in Kontakt kommen, können sie tatsächlich für Jahrzehnte „wie am ersten Tag“ abdichten.
Fazit
Neben der Heizung und dem Schornstein, die beide in der Regel automatisch gewartet werden, sollten Hausbesitzer auch an anderen Stellen von Tag eins dafür Sorge tragen, dass alles regelmäßige Zuwendungen bekommt. Auch das ist eine Aufgabe des Hausbesitzers. Und immer gilt: Ein Tröpfchen Öl hier, ein prüfender Blick dort ist grundsätzlich wesentlich günstiger als alle Reparaturen, die durch Vernachlässigung entstehen.
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