Jugendkriminalitätsanstieg befürchtet
Frisch saniert strahlt das Potschappeler Jugendhaus »Hafenkante«. Für knapp 1,9 Millionen Euro ließ die Stadt 2024 das frühere Pfarrhaus auf der Potschappeler Kantstraße sanieren. Es ist eine Einrichtung im Städtebaufördergebiet »Freital – Urbanität am Fluss«.
Verein kann Miete nicht bezahlen
Allerdings muss das Jugendhaus derzeit bis auf weiteres geschlossen bleiben. Der Verein Kinder- und Jugendhilfeverbund (KJV) hatte den Mietvertrag für die »Hafenkante« mit der Begründung gekündigt, dass er mit den geringen Zuschüssen des Landkreises den Jugendtreff in Potschappel nicht betreiben könnte.
Der Quartiersmanager Thorsten Mager zeigt sich besorgt: »Das ist ein Verlust mit weitreichenden Konsequenzen.« Die Situation habe sich spürbar verschärft, Bandenbildungen von Jugendlichen seien bereits zu beobachten, so Claudia Mihaly-Anastasio von der Konservativen Mitte im Stadtrat. 800 Unterschriften umfasste ihre im vergangenen Herbst eingebrachte Petition an den Kreistag – jedoch ohne Erfolg. »Die Folgen der Schließung kommen uns langfristig teurer zu stehen als die Finanzierung des Jugendtreffs«, ist sie sicher. Auch im Rathaus ist man in Sorge. Freitals Erster Bürgermeister Peter Pfitzenreiter: »Für mich ist völlig unverständlich, dass an dieser Stelle gespart wird und für andere Aufgaben viel Geld – und meist mehr als geplant – zur Verfügung steht.« Die Auswirkungen der Schließung des Treffs sehe man schon heute. »Im neuen Jahr müssen wir mit dem Landratsamt und dem Träger KJV besprechen, ob es eine mittelfristige Perspektive für das Jugendzentrum geben wird«, so lautete der Plan Ende 2024. Der vom gleichen Verein betriebene Anlaufpunkt »Oppelschacht« im Plattenbaugebiet Zauckerode bleibe aber weiterhin am Netz.
Hintergrund: Budgetverschiebung
Der Jugendhilfeausschuss des Landkreises hatte im vergangenen Frühjahr eine Verschiebung des Budgets zugunsten des ländlichen Raumes beschlossen. In Sachen präventiver Kinder- und Jugendarbeit sowie Familienförderung haben die Städte Pirna und Freital damit zusehends das Nachsehen.
Einbußen im Budget der offenen Jugendarbeit muss auch Cindy Wirth, Leiterin und Koordinatorin des »Regenbogen« Familienzentrums an der Poststraße hinnehmen. »Auch unsere Zuschüsse wurden gekürzt.« Inwieweit die täglichen Angebote – von der Kinderkochgruppe über die Hausaufgabenhilfe bis zu Kreativangeboten – im kommenden Jahr im gleichen Umfang beibehalten werden können, sei noch unklar.
Stadtsprecher Matthias Weigel verweist darauf, dass die soziale Arbeit mit den bestehenden personellen Kapazitäten nicht mehr den Bedarfen vor Ort entspricht. »Die Notwendigkeit offener Jugendarbeit steigt konstant und die finanzielle Ausstattung der Träger stagniert. Damit geht die Schere zwischen dem Notwendigen und dem Finanzierbaren von Jahr zu Jahr weiter auseinander.«