»Himmlischer Rauch« über Zuschendorf
Weihnachten ist immer auch eine Zeit der Düfte. Da riecht es nach Weihrauch oder es duftet nach Tannengrün aus einem der erzgebirgischen Räuchermännchen oder -häuser. »Oder es ist der Duft des Tabaks. Da ist meist ein älterer Herr in der Nähe, der in philosophische Gedanken versunken sein Dasein genießt. Dafür braucht es eine Pfeife, die oft aus dem thüringischen Schweina stammte. So kommen beide Weihnachtsländer, Sachsen und Thüringen, wieder zusammen«, stimmt Matthias Riedel vom Landschloss Zuschendorf auf die diesjährige Weihnachtsausstellung ein. Die aufwändige Schau steht diesmal unter dem Thema »Himmlischer Rauch – Weihnachtliches aus Thüringen und dem Erzgebirge«.
Dabei war es ein langer Weg von der im Jahre 1492 von Kolumbus gemachten Beobachtung rauchender (»Rauch trinkender«) Indianer bis in die Stuben des Erzgebirges. Es bedurfte großer Fabriken, viele davon in Thüringen angesiedelt, die wiederum die Pfeifen so günstig herstellen konnten, dass sie sich auch ein Erzgebirgler mit schmalem Geldbeutel leisten konnte. Gepafft wurde in allen Berufsgruppen. In der Weihnachtsschau sind beispielsweise ein Tabakkollegium oder Studenten mit ihren langen Pfeifen in wunderschönen Schaubildern dargestellt. Da nun schon überall gepafft wurde – was lag da näher, als die Raucher figürlich nachzubilden. Das Räuchermännchen musste entstehen.
Auf den Spuren des Räuchermännchens
Dabei sind die Ursachen für das Entstehen der Tabakspfeifenindustrie in Thüringen und der Weihnachtsfiguren im Erzgebirge vergleichbar. Denn in beiden Landstrichen suchten die Bergleute nach dem zu Ende gehenden Berggeschrei nach einem neuem Broterwerb. In Thüringen entstanden Pfeifenfabriken wie die von »August Reich Söhne« in Schweina. Sein Sohn Carl Sebastian Reich gründete im Jahre 1887 seine eigene Firma »C. S. Reich«. Diese entwickelte sich zur größten Pfeifenfabrik Deutschlands. Auch wenn heute davon nichts mehr übrig ist, die Geschichte war beeindruckend. »Die Gemeinde erwarb nach der Schließung das Areal. In der Fabrik lagerten noch große Mengen an Materialien aus der Pfeifenproduktion. Deshalb konnten wir in der Ausstellung auch einen kleinen Pfeifenmacher-Arbeitsplatz aufbauen«, freut sich Matthias Riedel.
Was in Thüringen die Pfeifenmacher, waren und sind im Erzgebirge in Sachsen die »Männelmacher«. Ab Ende des 19. Jahrhunderts wie auch zum Beginn des neuen nahmen immer mehr Männelmacher die »Raucher« mit in ihre Fertigung auf. So wurde Seiffen mit den Familien Füchtner, Ullrich, Langer und Gläßer die Hochburg dieser gedrechselten Figuren. In anderen Teilen des Erzgebirges, wie in Olbernhau oder vor allem in westlichen Gebieten, wurden Räuchermänner geschnitzt. »Zur Weihnachtsausstellung im
Zuschendorfer Landschloss werden Räuchermänner fast aller Männelmacherfamilien –vom Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts – in einer beeindruckenden Vielfalt zu sehen sein«, kündigt Matthias Riedel an.
Auf beiden Schlossetagen wird alles dabei sein, was Weihnachten in Sachsen ausmacht: die alten erzgebirgischen Männel, Pyramiden und Spielzeuge, ein großer Rummelplatz, dazu knisternde Feuer im Kamin und Glühwein im mittelalterlichen Schlossgewölbe. So ist auch eine aus Zigarrenkisten nachgebildete Semperoper, gefertigt in deren Entstehungszeit, zu sehen. Die Ausstellung wird mit einer Christrosenschau verbunden.
Geöffnet ist die Weihnachtsausstellung vom 27. November bis 15. Dezember, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 sowie Montag von 10 bis 16 Uhr; Eintritt: 7,50 / 6 Euro