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Aufgeben ist vorerst keine Option

Dittersbach. Galeristin Helga Luzens (83) freut sich über reges Interesse an der diesjährigen Ausstellung in der Sommergalerie im Hofmannschen Gut. Diese ist noch bis zum 28. September geöffnet.

Auch wenn das schwüle, drückende Sommerwetter nicht gerade zu einem Galeriebesuch einlädt, kann sich Galeristin Helga Luzens (83) über reges Interesse an der diesjährigen Ausstellung freuen. Eine positive Nachricht zu Beginn: Der wilde Wein, der im Frühjahr große Frostschäden erlitt, hat sich erholt und ziert mit seinen Ranken wieder die Fassade des Künstlerhauses. Vielleicht ein gutes Omen in der für die Galeristin nicht gerade leichten Zeit. »Ich bin gesundheitlich beeinträchtigt, vor allem der Rücken macht große Probleme. Ich kann nicht lange stehen und muss mich immer mal hinlegen. Aber dennoch hat alles geklappt mit der neuen Ausstellung, dank der Unterstützung von Familie und Freunden«, ist sie zufrieden.

Dabei hat sie täglich ein gewaltiges Pensum an Arbeit zu tragen, ist da doch auch die Sorge und die Pflege ihres schon fünf Jahre kranken Mannes, Hermann Naumann. Aber Optimismus scheint ihr im Blut zu liegen, trotz aller Einschränkungen. »Aufgeben ist vorerst keine Option, aber Gesundheit lässt sich nicht planen«, so Helga Luzens. Deshalb hat sie sich auch sehr gefreut, dass ihr Mann es geschafft hat, sobald alle Bilder der Ausstellung hingen, die Galerie kurz zu besuchen. »Als Maler, Bildhauer und Grafiker hat ihn vor allem die Technik bei Radierungen interessiert. Und er war sehr zufrieden«, meint sie lächelnd.

 

»Lautlos und Lautstark«

 

In der neuen Ausstellung »Lautlos und Lautstark« stellen zwei bekannte, erfolgreiche Künstlerinnen aus. Die Dresdner Malerin und Grafikerin Rita Geißler zeigt zusammen mit Beate Domansky ihre Werke. Bei Letzterer sind es vor allem Grafiken, die sehr häufig die Natur zum Bezug haben. Wobei der Titel schon viel über diese Themen aussagt: »Lautlos und Lautstark«. »Beide Künstlerinnen sehen in der Natur eine Inspirationsquelle. Porträts etwa wird man bei ihnen kaum finden, wenn man mal von den tollen Grafiken der Wölfe von Beate Domansky absieht«, schmunzelt Helga Luzens. Den dritten Part der Ausstellung gestaltet wieder einmal Martina Hassel mit ihrer unnachahmlichen, zum Teil provokanten Keramik.

Zur Eröffnung im Mai, zu der die Künstlerinnen anwesend waren, gab es wieder ein volles Haus – und auch jetzt, über die Wochen, kommen Besucher. »Ich war selbst erstaunt, denn die Anreise zu uns ist schon beschwerlich. Viele ältere Kunstfreunde haben kein Auto mehr und von der Bushaltestelle bis zur Galerie sind es 30 Minuten zu Fuß, zum Teil bergauf. Aber dennoch halten uns viele die Treue und bringen neue Besucher mit«, freut sich die Galeristin. Leider gäbe es immer weniger Interessenten, die einzelne Werke kaufen möchten, von einigen Grafiken mal abgesehen. »Das war mal anders, zumal es keine horrenden Preise sind. Aber das spiegelt die heutige Zeit wider, in der wir leben – soziale Unsicherheit und der Krieg«, ist Helga Luzens traurig.

 

Blick in die Zukunft

 

Deshalb sind sie und ihr Mann auch froh, dass das Künstlerhaus mit Galerie, Atelier und großer Bibliothek nun in guten Händen ist. Der Dittersbacher »Schlossherr« Sven Müller-Röske hat das Anwesen übernommen. Künftig soll eine Einzelstiftung entstehen und so der Charakter des Hauses erhalten bleiben. »Bis es soweit ist, wird noch dauern. Aber Vorbilder für dieses Projekt gibt es ja. Man denke nur an das Sterl-Haus in Naundorf«, ist Helga Luzens zuversichtlich.

Und sie blickt auch trotz aller Umstände schon ins nächste Jahr. Hermann Naumann wird 2025 seinen 95. Geburtstag feiern. Dazu soll es eine Ausstellung mit der Sammlung Schröder geben. »Dort sind vor allem Werke von Otto Westphal gesammelt. Er war Nachbar von Hermann im Künstlerhaus in Loschwitz. So existieren noch Plastiken von Westphal, die Hermann seinerzeit machte. Und das soll nächstes Jahr gezeigt werden«, plant die Galeristin schon.

Die aktuelle Ausstellung ist noch bis 28. September zu besuchen – samstags von 11 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung (Tel. 035026 / 91641). Zudem lädt am 31. August, 17 Uhr, das 83. Galeriekonzert »Berühmte slawische Streichquartette« mit dem Degele-Streichquartett und zum Abschluss am 28. September, 17 Uhr, das Konzert »Di Vanderer«, Jiddische Lieder & Klezmer »Mir gehen zusamen« ein.


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