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Birgit Branczeisz

40 Kilometer Mountainbike-Trails

Sebnitz. Achterbahn-Gefühl im Wald: Für Radfahrer wird die Stadt Sebnitz bald zum Wunsch-Ort.

Der Sebnitzer Oberbürgermeister Ronald Kretzschmar will mit einem Mountainbike-Trail deutlich mehr Touristen in die Region holen. Damit trifft er genau die Pläne des Freistaates.

Der Sebnitzer Oberbürgermeister Ronald Kretzschmar will mit einem Mountainbike-Trail deutlich mehr Touristen in die Region holen. Damit trifft er genau die Pläne des Freistaates.

Bild: Branczeisz

Der Freistaat Sachsen will Mountainbike-Destination werden – das hat er in seiner neuen Tourismusstrategie festgeschrieben. Die großen Mountainbike-Routen von Österreich über Bayern führen bis ins Riesengebirge – aber nicht durchgängig. Ausgerechnet rund um Sebnitz klafft eine Lücke. Genau die hat der Sebnitzer Oberbürgermeister Ronald Kretzschmar mit seinen Amtskollegen im Umland als Chance erkannt. Der Lückenschluss kommt – das Wohlwollen aus Dresden ist der Region gewiss.

Konzept Erholungswald Damit die Radverrückten aber nicht nur an Sebnitz, Neustadt und Nieder Einsiedel (Dolni Postevna) vorbeistrampeln, haben die Gemeinden Größeres im Sinn. Die Pläne für einen Bike-Park liegen auf dem Tisch – »Erholungswald mit Mountainbike-Trails« nennt sich das Projekt und umschließt drei Grenz-Orte. Im Herbst letzten Jahres gab es mit dem Sachsenforst eine Absichtserklärung für den Natur-Trail – die Streckenplanung auf deutscher Seite ist abgeschlossen. Auf der tschechischen Seite dauert die Streckenkonzeption bis Ende Februar. Man ist im Gleichklang.

Kulissen um den Gerstenberg

Schließlich soll es ein schlüssiges, harmonisches Vorhaben sein: ein Erholungswald mit 35 bis 40 Kilometern an Trails. Ergänzend kommen Wanderwege, Naturlehrpfade, Reitwege und Ski-Loipen hinzu. Die gesamte Kulisse wird sich vor allem rund um den Gerstenberg abspielen, besonders in Rugiswalde. Gern würde die Gemeinde die Liftanlage auch im Sommer nutzen – mit mehreren Einstiegspunkten in Neustadt, Dolni Postevna und Sebnitz. Im Blick haben die Touristiker nicht den Downhillfahrer, sondern familiäreres Publikum.

Vorbild ist der Bike-Park in Nové Mesto pod Smrkem (Neustadt an der Tafelfichte). Flowtrails sollen es sein, optisch ein befestigter Trampelpfad im Wald – für Mountainbiker eine geschmeidige Strecke, flüssig (flow) zu fahrende Pfade, die eher im Kontrast zu Downhilltrails mit engen Serpentinen stehen.Die Wellen sorgen vielmehr für ein Achterbahngefühl. Kleine bis mittlere Sprünge sind möglich, sie können aber auch umfahren werden. Was so gemütlich klingt, soll sich als harter Faktor erweisen. »Wir hoffen, dass wir damit mehr Besucher zu uns ziehen können als in die Obere Schleuse – und das sind immerhin 40.000 jährlich«, hofft Oberbürgermeister Ronald Kretzschmar.

Schaufenster der Region

»Wir versprechen uns eine deutliche Belebung des Tourismus für alle umliegenden Städte. Außerdem ist der Erholungswald eine gute Ergänzung für die Fernradwege«, so der Sebnitzer OB weiter. Dann bleiben die Radfreunde vielleicht einige Tage. Wer möchte, kann den Routen nach Zittau oder zum Elbradweg folgen. Ein Projekt, das 2024/2025 umgesetzt werden soll. Grenzübergreifend legen Dolni Postevna, Sebnitz und Hohnstein dieses Jahr in Sachen Radfahren schon mal vor. Noch 2023 wird ein neuer Radrundweg auf den Weg gebracht. Es entstehen neue grenzüberschreitende Punkte mitten im Wald, ein Erlebnis in gewachsener Landschaft.

Dafür wird ein 900-Meter-Stück in Richtung Rugiswalde befestigt – so einfach lassen sich kleine Lücken schließen. Zum Hübschmachen zählen auch die aufwendigen Teichsanierungen im Gebiet Dolni Postevna, Sebnitz und Hohnstein. Es soll einen Naturlehrpfad geben und – da wir bei Inhalten sind – einen gemeinsamen Kultursommer. Letztes Jahr erstmalig mit Dolni Postevna und der Wirtschaftsinitiative Sebnitz-Hohnstein-Neustadt-Stolpen. Wer aufgrund der Grenzlage auf so viel Zusammenhalt angewiesen ist, macht sich übers Große, Ganze Gedanken.

Kein Wunder, dass aus dem kleinen Sebnitz die Erkenntnis kommt, man müsse die Sächsische Schweiz als Region vermarkten, so wie das in anderen Landstrichen üblich ist. Dazu passt ein weiteres Projekt: die Tourist Information der Zukunft – der Flagship Store. Was nichts anderes meint als »Schaufenster der Region«. Ein gemeinsames Schaufenster bedeutet aber, Tourist-Informationen gleichartig auszurichten und vor allem zusammen zu denken. Viele Akteure, von denen nicht nur jeder sein Eigenes entwickelt – vor dieser Herausforderung stehen alle.


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