Stefan Staindl

Neue Impulse für den Seetourismus

Großräschen. Der Großräschener See kann Wassertourismus – das bewies er bereits im vergangenen Jahr mit seiner Teilnutzung. Auch im neuen Jahr sollen Badegäste und Bootsführer in und auf der Plansch­oase der Seestadt eine tolle Zeit genießen.

»Das ist unser Ziel. Die Erwartungen der Seestädter sind groß – gerade nach den vielversprechenden Erfahrungen aus 2024«, sagt Bürgermeister Thomas Zenker und erklärt, dass sie hierfür auf ein positives Signal der LMBV warten. »Im Mai planen wir ein kleines Seefest am Hafen. Wir drücken die Daumen, dass wir auch Aktivitäten auf dem Wasser anbieten können. Wir sind sehr optimistisch, dass es funktioniert.«

Geplant sei auch, dass das historische Fahrgastschiff »Wilde Ilse« wieder Touren auf dem See dreht. »Sie ist eine Bereicherung für den See. Die wenigen Fahrten im vergangenen Jahr waren fast alle ausgebucht. Über 300 Leute sind mitgefahren und fanden es ganz schick, den See einmal vom Wasser aus zu sehen. Das wollen wir jetzt forcieren.« Insbesondere durch den 2024 gegründeten Verein zur Förderung der Fahrgastschifffahrt. Mittels LEADER-Fördermitteln soll im Herbst dieses Jahres die »Wilde Ilse« eine Toilette erhalten. »Wenn man über 30 Minuten auf dem Wasser unterwegs ist, wäre eine Toilette schon wichtig. Und da die ‚Wilde Ilse‘ momentan als einziges Fahrgastschiff durch den Ilse-Kanal passt und voraussichtlich ab 2026 die Runde um den Sedlitzer See erweitert wird, wodurch sich die Fahrzeit auf eineinhalb bis zwei Stunden vergrößert, ist eine Toilette notwendig.«

Damit diese Fahrten stattfinden können, bedarf es entsprechender Schiffsführer: »Wir sind bereits dabei, um sie zu werben. Aktuell haben wir eine junge Frau eingestellt, die einen Matrosenabschluss hat, aber noch keine Steuerfrau ist. Sie arbeitet bei uns in der Touristinfo und plant, im Herbst einen Lehrgang zum Schiffsführer zu absolvieren. Perspektivisch hätten wir dann eine Hafenmeisterin, die auch die ‚Wilde Ilse‘ steuern kann.« Für die aktuelle Saison soll gemeinsam mit der BUG Lausitz GmbH & Co. KG eine Lösung gefunden werden: »Wir hoffen, Kapitäne der Bekalkungsschiffe, die im Ruhestand sind, wieder stundenweise für uns zu gewinnen. Aktuell erarbeiten wir dafür einen Jahresplan mit Steuerleuten, um möglichst viele Wochenenden – nach Ostern, von Freitag bis Sonntag – abzusichern. Ich hoffe, dass es uns gelingt, in den nächsten zwei Jahren zusätzliche eigene Steuerleute zu gewinnen, die bei der Stadt arbeiten.«

Klar sei jedoch auch, dass ein überleiterfähiges Fahrgastschiff allein nicht ausreiche: »Doch eine rein privat betriebene Fahrgastschifffahrt wird schwierig – schon allein wegen der touristischen und saisonalen Abhängigkeit. Daher ist es das Ziel der beiden Zweckverbände Lausitzer Seenland Brandenburg und Lausitzer Seenland Sachsen, ein modernes Fahrgastschiff neu zu erwerben – mit Fördermitteln der jeweiligen Länder im Rahmen des Strukturwandels. Das wären etwas über drei Millionen Euro pro Schiff. Sie hoffen, dass sie dazu Mitte 2026 ein Signal für eine Förderung erhalten.« Dann gelte es, eine Werft zu suchen, anschließend folge eine einjährige Konzeptionsphase. Dann beginne der Bau, der ebenfalls rund ein Jahr in Anspruch nehme. Zenker: »Damit wären wir bei Mitte 2028 und könnten die Betreibung ausschreiben. Realistisch wäre ein Betriebsstart 2029 oder 2030.«

Die »Wilde Ilse« würde zu einem modernen Fahrgastschiff keine Konkurrenz sein. »Wir würden sie dann für Charterfahrten nutzen – beispielsweise für kleine Hochzeiten, runde Geburtstage oder Brigadefahrten. Anfragen dazu haben wir bereits.«

Perspektivisch soll der Strandbereich infrastrukturell weiter erschlossen werden. Die komplexe Erschließungsmaßnahme für die nächsten drei bis vier Jahre habe ein Investitionsvolumen von rund acht Millionen Euro und soll mit Fördergeldern realisiert werden. Ein entsprechender Fördermittelantrag an die Wirtschaftsregion Lausitz GmbH sei bereits gestellt.

Wie Thomas Zenker informiert, ist geplant, bis zum Strand Trinkwasser-, Schmutzwasser- und Stromleitungen zu verlegen. Ihr Verlauf ende aktuell an der Hafenstraße. »Das Besondere ist dabei, dass sich dort durch die Vereinigte Tanklager und Transportmittel (VSP) GmbH wieder ein Wirtschaftsstandort entwickelt. Deshalb muss der Bereich auch straßenseitig erschlossen werden. Bislang gibt es dort nur den ehemaligen Wirtschaftsweg der LMBV. Die neue Straßenaufwertung würde die Zufahrt zum Strand sowie die Weiterführung zum Nordufer des Sees ermöglichen.«

Zukunftsgestaltung an der Seestraße

Zur Strandgestaltung soll auch eine barrierefreie Treppenanlage vom Parkplatz bis zum Strand gehören. Der Schlussstein wäre das Sozialgebäude am Strand, das derzeit auf rund zwei Millionen Euro geschätzt werde. Es soll Sanitäranlagen und einen Imbiss enthalten. »Eine Entscheidung zu unserem Förderantrag wird es wahrscheinlich Ende des Jahres geben. Frühestens im vierten Quartal werden wir mit der konkreten Planung beginnen können und uns mit den Medienträgern abstimmen. Idealerweise wären wir dann Mitte 2026 so weit, dass wir den ersten Spatenstich setzen könnten und vielleicht 2027 mit dem Bau des Sozialgebäudes beginnen, das wir dann 2028 in Betrieb nehmen würden«, zählt Thomas Zenker die mögliche Terminkette auf. Bis dahin könnten die Badegäste das rund 500 Meter entfernte Sozialgebäude am Hafen nutzen. »Das ist für viele jedoch schon zu weit entfernt. Deshalb wollen wir als Zwischenlösung einen WC-Container oder eine Trockentoilette am Rand des Strandparkplatzes aufstellen. Dafür konnten wir auch LEADER-Fördermittel einwerben. Wir möchten das noch in diesem Jahr realisieren.«

Knapp 700 Meter vom Strand entfernt, in der Seestraße, steht das IBA-Studierhaus. Dort waren in der Vergangenheit verschiedene Nutzergruppen zu Gast, um zu studieren und zu lernen. »Durch die seit Herbst 2024 verschärften Brandschutzvorschriften ist eine Unterbringung im Haus nicht mehr möglich. Das hat der Landkreis untersagt. Damit funktioniert das Konzept des Hauses als Studier- und Beherbergungsort nicht mehr«, erzählt Thomas Zenker und verrät, dass jedoch eine Alternative in Sicht ist. Denn die Brandenburgische Technische Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg schätze diesen Standort in der Seestraße sehr. »Ein externer Projekt- und Studierstandort außerhalb der Campus-Standorte in Cottbus und Senftenberg ist wirklich etwas Besonderes. Er macht aber in den Augen der BTU nur Sinn, wenn es dort auch Übernachtungsmöglichkeiten gibt. Deshalb haben wir zusammen mit der BTU die Idee, neben dem IBA-Studierhaus ein neues Gästehaus für rund 20 Studierende und junge Doktoranden zu bauen. Das Haus könnte mit Strukturwandelgeldern finanziert und durch die BTU betrieben und genutzt werden. So könnten Interessierte im historischen Gebäude arbeiten und im Neubau übernachten.« Wie der Bürgermeister informiert, laufen derzeit Gespräche mit der BTU und der Wirtschaftsregion Lausitz GmbH zu dieser Idee. »Bis Ende des Jahres soll ein Konzept stehen, und bei einem positiven Fördermittelbescheid 2026 könnte das Gästehaus nach dem Bau 2028 in Betrieb gehen.«

Etwa 150 Meter vom IBA-Studierhaus entfernt liegt der IBA-Kreisel. Auch hier soll Neues entstehen. »Entlang der Strandstraße plant ein privater Investor Ferienwohnungen sowie ein kleines Wohn- und Geschäftshaus mit einem Tagesangebot. Ein entsprechender Kaufvertrag für die Grundstücke und der städtebauliche Vertrag sind bereits unterschrieben. Der Investor hätte die Möglichkeit, noch in diesem Jahr mit dem Bau zu beginnen«, informiert Thomas Zenker.

Wie er erzählt, hatte der Investor an diesem Standort ursprünglich einen kleinen Supermarkt vorgesehen – als Nahversorger für den Stadtteil und für Touristen, die mit ihrem Boot oder Wohnmobil in der Nähe übernachten. »Aus dem Supermarkt wurde nichts, da für einen so kleinen Standort kein Betreiber gefunden wurde. Jetzt könnte ein Tagesimbiss mit Brötchenverkauf eine Alternative sein. Der Investor versucht, einen Betreiber für die rund 200 Quadratmeter große Ladenfläche zu gewinnen«, berichtet Zenker, der sich besonders auf die Ferienwohnungen freut: »Die brauchen wir dringend. Die Nachfrage ist da.«


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