

Es war einmal ein Tannenbäumchen, das wollte so gern ein Weihnachtsbaum sein. Doch immer wenn die Menschen mit Axt und der Säge in seine Nähe kamen, riefen sie: „Ach wie ist das Bäumchen hässlich“, und ließen es achtlos stehen. Da wurde das Tannenbäumchen sehr traurig und weinte so bitterlich, das selbst der Schnee auf seinen Ästen schmolz.
Als nun der Weihnachtsmann mit seinem großen Schlitten vorbeikam, hielt er bei dem Bäumchen an und fragte: „Warum bist du so traurig, dass der Schnee auf deinen Ästen schmilzt, kleine Tanne?“. „Ach ich bin ja so hässlich“, sagte die kleine Tanne „dass ich wohl nie ein richtiger Weihnachtsbaum sein werde“. Und sie erzählte dem Weihnachtsmann was ihr widerfahren war.
Da lachte der Weihnachtsmann und sprach: „Du musst nicht traurig sein, kleine Tanne“, der inzwischen die die harzigsten Tränen aus der Rinde kullerten. „Glaub mir“, sagte der Weihnachtsmann weiter, „Ich habe schon viele Weihnachtsbäume gesehen, aber besonders glücklich sahen sie alle nicht aus. Sicher, sie waren schön geschmückt, so ist nun mal der Brauch, aber bestimmt viel, viel trauriger als du“. „Ist das wahr?“, fragte die kleine Tanne. „Aber sicher“, sprach der gute Alte und erzählte ihr von der Hitze in den Stuben der Menschen, von tropfenden Wachskerzen und von den schweren Glaskugeln die sie den kleinen Tannen an die Äste hängen. „Am Ende landen dann alle noch so schönen Weihnachtsbäume im Ofen oder auf dem Müll“, fügte er hinzu.
Die kleine Tanne schüttelte sich: „Oh wie furchtbar, da will ich doch lieber kein Weihnachtsbaum sein“. In der Zwischenzeit hatte es wieder geschneit und die kleine Tanne stand verträumt im weißen Schnee. Sie träumte davon, einmal ein großer starker Baum zu werden, der in kein Wohnzimmer der noch so kleinsten Hütte passt. Als dann die Zeit heran war, süße kleine Zapfen an ihr hingen, erzählte sie ihren Tannenbabys die Geschichte und mahnte sie: „Wenn ihr einst auf den Boden fallt, gedenkt der Worte eurer Mutter:
Zur Weihnacht, lasst die Nadeln fallen, verkrüppelt Ast und Kronen.
So werdet ihr im Wald von allen, stets bei der Mutter wohnen.“
(Bernd Witscherkowsky)