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„Die Besiedlung unseres Dorfes ging vom Lindenplatz aus“

Große Jubiläumsfeier vom 11. bis 13. Mai. Ortsvorsteher Reinhard Lanzke im WochenKurier-Gespräch:
Reinhard Lanzke. Foto: sts

Reinhard Lanzke. Foto: sts

Herr Lanzke, die Ersterwähnungsurkunde Ihres Ortes ist auf dem 11. Mai 1418 datiert. Wie sah es vor 600 Jahren im damals geschrieben „Grunenwalde“ aus? Die ersten Häuser in unserem Ort waren kleine, niedrige, einstöckige Hütten mit winzigen Fenstern und strohbedeckten Dächern. Die Wände bestanden aus Holzbohlen. Günstig für die Besiedlung erwies sich, dass ein Teich vorhanden war. Eine recht kräftig sprudelnde Quelle lieferte das lebensnotwendige Trinkwasser und speiste den Dorfteich. An dieser Stelle, im sogenannten Bauernwinkel, dem heutigen Lindeplatz, ist der ursprüngliche Ortskern von Grünewalde. Die Häuschen gruppierten sich rechteckförmig um einen freien Platz, dem Dorfanger. Dahinter nach außen wurden die Felder angelegt. Den zwischen den Häusern liegenden Anger und den zur offenen Seite hin angrenzenden Dorfteich nutzen alle gemeinsam. Dieser einzige Zugang vom Norden her, bot Schutz vor unerwünschten Besuchern. Aus dieser Anordnung heraus entwickelte sich Grünewalde insbesondere in Richtung Nordosten aus einem Angerdorf zu einem Straßendorf. Die Landwirtschaft und der Fischreichtum in den Gräben und Seen in und um Grünewalde waren Erwerbsquelle und Nahrungsgrundlage. Sechs Jahrhunderte bringen einige Veränderungen mit sich. Was zeichnet heute Ihren Ort aus? Meine Vorgänger haben in Grünewalde schon viel gestaltet und erreicht. Seit 1993 ein Ortsteil von Lauchhammer, hat Grünewalde in den letzten Jahren eine fast gleichbleibende Einwohnerzahl von 1300 Menschen. Über 70 Prozent der Bewohner sind unter 65 Jahre alt. Seit 1990 wurden über 60 Häuser neu gebaut. Ländlich geprägte Wohngebäude, nachhaltige Dorfbegrünung, natürlich gestalteter Dorfanger, Dorfteich-Biotop mit Röhrtrog, Rhododendron-Park, Festwiese mit Freilichtbühne, gestaltete Vorgärten, umfangreiche Rad- und Wanderwege, Ruheplätze und Sitzecken, Gesteinslehrpfad mit über 80 Findlingen, Sporthalle und Sportplätze sowie eine Kegelbahn sind heute weitere positive Merkmale von Grünewalde.

Erholungsgebiet
Unser Erholungsgebiet „Grünewalder Lauch“ mit Campingplatz und Wohnmobilstellplatz, der Siedlung mit 170 Wochenendhäusern, dem Strandbereich, den Badebuchten sowie dem FKK-Strand wird von Einheimischen und den vielen Gästen intensiv genutzt. Der 100 Hektar große „Grünewalder See“ lädt Camper, Dauercamper, Wohnmobil-Urlauber und natürlich die vielen Tagegäste zu Freizeit und Erholung ein.
Digitale Zeitalter
Grünewalde ist 2015 im superschnellen digitalen Zeitalter angekommen. Die gesamte Ortslage ist mit Lichtwellenleiter direkt bis ins Wohnhaus erschlossen. Die Breitband-Anschlüsse mit Geschwindigkeiten ab 50 MB/s sind Standard. Wenn jemand 100 MB/s, 200 MB/s oder gar 1000 MB/s wünscht, ist auch das technisch möglich und nur eine Frage der Vertragsgestaltung. Im sozialen Bereich hat Grünewalde einiges zu bieten. Die Kindertagesstätte „Bambi“ ist immer „ausgebucht“. Vier Spielplätze werden von den Kindern gern benutzt. Hausarztpraxis, Zahnarztpraxis und die Station „Häusliche Krankenpflege“ sichern die gesundheitliche Grundversorgung.
Grünewalder Dienstleistungssektor
Die Service-Station der Sparkasse Niederlausitz, zwei Landmärkte jeweils mit Back-Shops, Post-Verkaufsstelle, Fitness- und Freizeitcenter, Klempner-Fachbetrieb, Heizung & Sanitär-Firma, Fahrzeug-Sattlerei und so weiter gehören zum Grünewalder Dienstleistungssektor. Vier Partyservice, drei Gaststätten im Dorf und drei weitere Versorgungseinrichtungen im Erholungsgebiet „Grünewalder Lauch“ stellen die Gastronomie sicher. Mehrere Pensionen und Privatvermieter haben sich auf den Bedarf eingestellt. Vier Bushaltestellen sind die Einstiegsstellen zum Stadt- und Schülerverkehr sowie dem überörtlichen ÖPNV.
Umfangreiche Vereinstätigkeit
Das Mühlenhofmuseum mit Vereinshaus, die Heimatstube, die Buchausleihe, werden umfangreich in die Vereinstätigkeit einbezogen. Auf das gesamte Jahr verteilt finden viele Veranstaltungen für Grünewalder und Gäste statt. Die Höhepunkte Erntefest, Strandfest, Sportfest, Traktortreffen, Sommersingen regionaler Chöre, Osterfeuer, Osterbrunnenschmuck, Karnevalsveranstaltungen, Vortragsreihe „Kunst – Kultur – Natur“ sollen hier genannt werden. Der Jahresveranstaltungsplan gibt noch genauer Auskunft. Worauf sind Sie stolz in Grünewalde? Die Entwicklung von Grünewalde und den gegenwärtige Stand habe ich gerade mit Freude geschildert. Vieles ist nur möglich, wenn, wie in Grünewalde,  die Einwohner engagiert mitmachen und gestalten. Die positive Zusammenarbeit der Vereine und des Ortsbeirates mit der Stadtverwaltung Lauchhammer  und dem Bürgermeister sind die Basis für diese Resultate. Mit besonderem Stolz möchte ich auf die zwei Jahre andauernde komplette Erschließung und Erdverkabelung fast aller Leitungen hinweisen. In einer Gemeinschaftsaktion haben Stadtverwaltung Lauchhammer, enviaM, Lausitzer Kabel Service GmbH und Ortsbeirat Grünewalde diese infrastrukturelle Meisterleistung vollendet. Das „erste schnellste Dorf in Brandenburg“  ist damit für jetzt und die Zukunft sehr gut aufgestellt. Wie würden Sie den typischen Grünewalder beschreiben? Gibt es den typischen Grünewalder? Die hier lebenden Menschen sind freundlich, hilfsbereit aber auch kritisch. Viele bringen sich in das öffentliche Leben ein und helfen mit, Grünewalde noch schöner und lebenswerter zu machen. Wir leben in einem attraktiven schönen Dorf und das wurde den Bewohnern erst allmählich bewusst. Denn wo unsere Gäste Urlaub machen, dort wohnen wir. Ein vielfältiges Programm füllt das Festwochenende. Zu den Höhepunkten gehört ein Historischer Festumzug am Samstag. Was können Sie darüber verraten? Der historische Festumzug wird aus 55 Bildern bestehen und die Entstehungsgeschichte von Grünewalde darstellen. Beginnend nicht erst 1418, sondern mit den Tongefäßfunden 1929, nachgewiesen aus der Bronzezeit vor über 3000 Jahren. Musikalisch begleitet soll auf  Grünewalder Entwicklungsetappen, Ereignisse und Personen eingegangen werden. Zum Abschluss stellen wir Gegenwart und Zukunftsvisionen dar. Speziell zur Jubelfeier wurde ein „Weg der Geschichte“ zusammengestellt. Welches Geheimnis verbirgt sich dahinter? Die Besiedlung unseres Dorfes ging vom Lindenplatz aus und vollzog sich dann in Richtung Nordosten. In diesem Bereich sind wir während der Vorbereitung auf erwähnenswerte historische Dorfentwicklungen gestoßen. Ob Schulen und Kindergarten, Ärzte, Handwerk und Dienstleistungen, Landwirtschaft, Verkaufseinrichtungen, Wäscherolle, auf diesen interessanten mit Infoschildern ausgestatteten Spazierweg können sich Einheimische und Besucher machen. Die Ausstellung, der Jugendclub, das Vereinshaus und das Mühlenhofmuseum befinden sich auch auf dieser Strecke. In der alten Schule am Dorfteich gibt es am Wochenende eine Sonderausstellung zum Ortsjubiläum. Was gibt es zu besichtigen und woher haben Sie die ausgestellten Objekte? Hauptthema ist natürlich die Geschichte unseres Dorfes. Anhand von Originaldokumenten und Kopien wird direkter Bezug zu Geschehnissen und zu ehemaligen Einwohnern von Grünewalde genommen. Die Kopie der Lehensurkunde des Kurfürsten Friedrich IV für die Brüder Hans und Herrmann Pohlenz, in der Grünewalde erstmals erwähnt wurde, wird zu sehen sein. Mit Übersichtskarten aus vielen Epochen ist die wechselvolle Zugehörigkeit von Grünewalde dokumentiert. Bis 1815 zu Sachsen gehörend, erfolgte dann der Wechsel nach Preußen. Die Vielzahl der Vereine in den Jahrzehnten in unserem Ort wird dargestellt. Die vier Wassermühlen, die Fischwirtschaft, die Jagd, die Land- und Forstwirtschaft, die Industriealisierung und so weiter sind Bestandteil unserer Historie. Natürlich gehen wir auch auf den sächsisch/kurfürstlichen Wasserbaumeister Johannes Müller ein, der das gesamte Grabensystem zur Schwarzen Elster in unserer Gegend von Lauchhammer bis Elsterwerda und bis zur Elbe nivelliert und gebaut hat. Er war ein Grünewalder Bürger. Der ehemalige Schulstandort wird zum Ortsteilzentrum ausgebaut. Der erste Bauabschnitt ist bereits fertig, eine Arztpraxis hat sich eingemietet. Wie sehen die weiteren Schritte aus? Im nächsten Bauabschnitt wird eine Physio- und Ergotherapie im Erdgeschoss eingerichtet. Der Ortsbeirat findet im Obergeschoss ein neues Domizil mit Büro und Versammlungsraum. Im Nebenraum wird das Heimatmuseum mit den wesentlichen Inhalten aus der Ausstellung 600 Jahre Grünewalde, ergänzt um weitere Exponate, seinen Platz finden. Das Dach soll erneuert werden, die Fassade wird repariert und natürlich bleibt der ortsbildprägende Turm mit einer dann wieder  funktionsfähigen Uhr erhalten. Das Gebäude wird natürlich barrierefrei gestaltet sein. Welche Hoffnungen verbinden Sie mit dem Ortsteilzentrum? Mit den medizinischen Einrichtungen und den oben genannten weitern Nutzungen wird in Grünewalde die Infrastruktur erhalten und weiter aufgewertet. Die neu eröffnete Arztpraxis wird außerordentlich gut angenommen und genutzt. Somit sind wesentliche Faktoren für eine funktionierende und  lebenswerte Gemeindestruktur geschaffen. Gemeinsam mit dem Vereinshaus, dem Mühlenhofmuseum, dem Jugendclub und dem Ortsteilzentrum liegen die zentralen kulturellen und infrastrukturellen Einrichtungen dicht beieinander, Synergieeffekte können genutzt werden. Und was wünschen Sie sich für die weitere Entwicklung Ihres Ortes? In Grünewalde sind 16 Vereine, Interessengemeinschaften und Gruppen sehr aktiv. Mit der IG „Technikfreunde“ und der „Dorfjugend Grünewalde e.V.“ ist auch die weiter rege Vereinstätigkeit in jüngeren Händen gesichert, die unsere Vorfahren und der Heimatverein Grünewalde e.V. aufgebaut haben. In Gruppen dabei zu sein, mit Zusammenarbeit Werte schaffen, Sport zu treiben und natürlich auch das Feiern, lassen  das so wichtige Gemeinschaftsgefühl erlebbar werden. Dies soll so bleiben und erhalten werden. Die Basis ist geschaffen. Weiter in die Zukunft geschaut, wollen wir in den nächsten Jahren noch die Sporthalle sanieren und die restlichen Abschnitte der Landesstraße erneuern. Aber der Erhalt Geschaffenes hat eine ebenso große Bedeutung. Grünewalde ist eine „Ausgezeichnete Naturparkgemeinde“. Welchen Stellenwert hat die Natur in Ihrem Ort? Unsere Gemeinde mit dem Erholungsgebiet „Grünewalder Lauch“ liegt mitten im Grünen, ist von vielen Wasserflächen umgeben. Unser Ort liegt im „Lausitzer Seenland“ sowie im „Naturpark Niederlausitzer Heidelandschaft“. Nach dreimaligem Gewinn des Wettbewerbes „Naturparkgemeinde des Jahres“ darf Grünewalde den Titel „Ausgezeichnete Naturparkgemeinde“  dauerhaft tragen. Mehrere Informationstafeln stillen den Wissensdurst über Grünewalde in Geschichte und Gegenwart. Die Besonderheiten und die  Attraktivität von Grünewalde werden positiv erlebt und weitererzählt. Vier Naturschutzgebiete umgeben unseren Ort: „Bergbaufolgelandschaft Grünhaus“, „Welkteich“, „Seewald“ und „Der Loben“. In und um Grünewalde ist die Bedeutung und Richtigkeit unseres Ortsnamens ersichtlich. Wälder, Felder, Wiesen, Wasserflächen und das viele Grün im Dorf und im Erholungsgebiet „Grünewalder Lauch“ können bestaunt werden. Viele Bürger beschäftigen sich mit Kranich- und Fledermausschutz, züchten vom Aussterben bedrohte Haustierrassen, pflegen Hausgärten und die Flächen vor ihren Grundstücken. Wenn das Wetter mitspielt, dann können viele Besucher sich selbst davon überzeugen. Wie ist für sie die beste Anreise nach Grünewalde und wo können sie ihre Fahrzeuge parken? Die Anreise nach Grünewalde kann über die L 63 aus Richtung Finsterwalde/Elsterwerda/Staupitz oder über Lauchhammer-West erfolgen. Gäste aus der nördlichen Umgebung nehmen die Kreisstraße aus Richtung Lauchhammer-Mitte/Kleinleipisch. Parken kann man an den entsprechenden Zufahrt- und Nebenstraßen außerhalb des direkten Festbereiches. Am Samstagnachmittag muss die Strecke des historischen Festumzuges freigehalten werden. Wir erwarten viele Gäste und sagen ganz einfach: Ruhig bleiben und ein paar Schritte in Kauf nehmen. Zur 600-Jahr-Feier wird es auch ein Festbier geben. Was hat es damit auf sich und trifft es Ihren Geschmack? Der Geschmack ist perfekt, sehr süffig und labend. Das Bier ist ein naturbelassenes, unfiltriertes Spezialprodukt des Finsterwalder Brauhauses. Es schmeckt Frauen und Männern gleichermaßen. Während der Pflanzung der Kugel-Silber-Linde aus dem Anlass  600-Jahre Grünewalde haben wir am 21. April die ersten 1-Literflaschen Festbier präsentiert. Diese Lieferung mit 102 Flaschen war nach 90 Minuten ausverkauft. An den Festtagen wird das Festbier erneut angeboten. Am 11. Mai eröffnen Sie als Ortsvorsteher mit Roland Pohlenz, dem Schirmherrn und Bürgermeister der Stadt Lauchhammer, die Jubiläumsfeier. Wo wird man Sie im Laufe des Wochenendes weiterhin antreffen bzw. was sind Ihre weiteren Aufgaben an dem Wochenende? Wir werden natürlich an den Veranstaltungsorten präsent sein. Gemeinsam mit den Mitgliedern des Festkomitees und vielen Bürgern darüber hinaus wollen wir uns und unseren Gästen drei interessante Tage und Nächte aus Anlass 600 Jahre Ersterwähnung von Grünewalde bieten. Es ist alles vorbereitet, damit alle mit viel Freude die Festtage erleben und mit vielen Erlebnissen ab Montag auf die 600-Jahrfeier in Grünewalde zurückblicken können. Ein letztes Wort…? In welch einem schönen Dorf Grünewalde mit einem Erholungsgebiet „Grünewalder Lauch“ wir leben, wurde uns selbst erst ganz langsam bewusst. Gäste mussten uns darauf hinweisen, dann machte es Klick. • Das Festprogramm und viele weitere Informationen zu Grünewalde gibt es im Internet und zwar »HIER«


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