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Ein Arzt auf dem Weg zu den höchsten Gipfeln der Welt

Landkreis Dahme-Spreewald. Dr. Rüdiger Müller liebt Herausforderungen. Beruflich kümmert sich der Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe im Klinikum Dahme-Spreewald um die Allerkleinsten und gehört zu den Spezialisten für Brustkrebs und Endometriose. In seiner Freizeit bezwingt der Mediziner die höchsten Gipfel der Welt. Seine jüngste Expedition ist in extreme Höhen und bei eisiger Kälte zu einer Grenzerfahrung geworden, berichtet Klinikum-Pressesprecher Ben Seidemann.

»Das war extrem anstrengend. Der härteste Trip, den ich je gemacht habe«, blickt Dr. Rüdiger Müller zurück. Ende 2024 hat er sich für zwei Wochen auf eine Expedition durch die Antarktis begeben. Seine Mission: die Besteigung des Mount Vinson. Der 4892-Meter-Riese ist der höchste Berg des weißen Kontinents und gehört zu den »Seven Summits«, den jeweils höchsten Erhebungen der sieben Kontinente. Insgesamt drei der sieben Giganten hat Dr. Rüdiger Müller bereits bestiegen. Kurz vor seinem 50. Geburtstag, im Juni 2013, stand er auf dem Gipfel des Kilimandscharo, dem mit 5895 Metern höchsten Berg Afrikas. Zwei Jahre später meisterte er den höchsten Gipfel Südamerikas, den Cerro Aconcagua (6961 Meter). Doch beide Besteigungen sind nicht annähernd so fordernd gewesen, wie sein letzter Trip durch Schnee und Eis, berichtet er.

Begeisterung spät geweckt

Seine Begeisterung für die Bergriesen hat der gebürtige Rostocker, der sich seit 2009 am Klinikum Dahme-Spreewald engagiert, erst recht spät entdeckt. »Auslöser war eine Reise mit meiner Frau durch Ecuador. Wir mit dem Bus am Cotopaxi vorbeigefahren und ich war völlig fasziniert davon, einmal einen so hohen Berg besteigen zu können«, erinnert sich Dr. Rüdiger Müller. Bis dahin hatte es ihn immer mal wieder zu kleineren Touren in die Alpen gezogen, wo er unter anderem den Piz Boè und die Marmolata, zwei Berge in Italien, meisterte. Inzwischen füllt auch das Erklimmen des Vulkans Cotopaxi eines der zahlreichen Fotobücher, in denen der Arzt die Erinnerungen an jedes seiner Bergabenteuer festhält.

Zwischen Eis und Kälte

Das Album von der Antarktis-Expedition ist druckfrisch und die Erinnerungen an diesen kräftezehrenden Trip noch sehr lebendig. Mit dem Flugzeug geht es von Patagonien aus über Feuerland und die Magellanstraße, Gletscherflüsse und Eisberge in die Antarktis. Das komfortable Basislager auf dem Union Gletscher, mit Buffet, WLAN, Duschen und warmen Gemeinschaftszelten wird zum Startpunkt der eisigen Mission. »Von hier aus ging es mit einer kleinen Maschine zum Basislager am Fuße des Mount Vinson. Das war eine Landung mitten im Nichts. Weit und breit nur Schnee und im Lager gab es nur ein beheiztes Zelt“, berichtet Dr. Rüdiger Müller. Mit rund 25 Kilogramm Gepäck, verteilt in einem Rucksack und auf einem kleinen Ziehschlitten, startet der Weltenbummler mit drei anderen internationalen Abenteurern und einem Tourguide in Richtung Gipfel. Rundherum nichts als das ewige Weiß von Eis und Schnee und erbärmliche Kälte. „Dort herrschen permanent minus 20 bis minus 40 Grad Celsius. Bei anderen Touren wandert man normalerweise eine Stunde und macht dann fünf Minuten Pause. Aber bei diesem Trip konnten wir kaum längere Zeit stehenbleiben, weil wir sonst Erfrierungen riskiert hätten«, erzählt der Arzt. Also heißt es: Vorwärtskommen. Stunde um Stunde. Langsam, aber kontinuierlich.

Trinken. Ausruhen. Höhe verkraften.

Zwischen dem Basislager und dem ersten Camp auf 2700 Metern liegen neun Kilometer Strecke und 600 Höhenmeter. Neun lange Stunden dauert die Tour, bis endlich die Zelte des Zwischenlagers erreicht sind. »Dort oben ist man die ganze Zeit nur mit sich beschäftigt: trinken, ausruhen, essen, die Höhe verkraften«, beschreibt Dr. Rüdiger Müller. Nach einem Tag zum Ausruhen und Krafttanken geht es auf zu Camp 2 in 3700 Metern Höhe. »Der Anstieg betrug zum Teil 50 Grad. Mit dem Equipment ein echter Knochenjob.« Der Lohn für den extremen Aufstieg ist eine gigantische Aussicht über die eisige Weite, die von Sonnenlicht geflutet wird.

Im Schutz der Zelte im Camp 2 wartet die Gruppe auf gutes Wetter für die finale Etappe. »Dann hatten wir Glück mit dem Wetter und konnten bei nur minus 25 Grad und annähernder Windstille zum Gipfel aufbrechen.« Die letzten sieben Kilometer haben es noch einmal in sich: 1200 Höhenmeter und steile Anstiege gilt es zu überwinden. Nach fünf Stunden erreicht das Team den höchsten Punkt des 4892-Meter-Giganten. Gut eine Stunde Zeit bleibt der Gruppe für das Gipfel-Erlebnis auf der Krone des weißen Kontinents, dann geht es zurück zum Camp 2. In Etappen kämpft sich das Team Schritt für Schritt wieder durch die Schneelandschaft zurück zum Basislager. Geschafft. Der dritte der »Seven Summits« ist bewältigt.

Gigant bezwungen

»Mit knapp 5000 Metern ist der Mount Vinson zwar nicht so hoch wie andere Bergriesen. Aber durch die dünne Atmosphäre an den Polen muss man nochmal 1000 Höhenmeter draufrechnen. Eine enorme Belastung für den Körper. Da oben denkt man an nichts anderes als an den nächsten Schritt«, sagt Dr. Rüdiger Müller. Mit der gleich höchsten Konzentration und dem vollen Fokus auf den Augenblick, mit der er sonst im Operationssaal steht, hat er auch das Abenteuer Antarktis gemeistert.

Blick nach Russland

Körperlich vorbereiten könne man sich kaum, auf solche extremen Grenzgänge. »Höhe kann man nicht trainieren. Ich mache vor solchen Touren Ausdauersport, gehe zwei-, dreimal pro Woche laufen«, berichtet der Arzt. Ob er noch einen vierten der »Seven Summits« in Angriff nimmt? Dr. Rüdiger Müller zuckt die Schultern und lächelt. Der höchste Berg Europas, der Elbrus, würde ihn sehr reizen, sagt er und fügt mit Bedauern hinzu: »Aber nach Russland zu reisen, ist momentan leider äußerst schwierig.«

Über das Klinikum Dahme-Spreewald 

Unter dem Dach des Klinikums Dahme-Spreewald vereinen sich die beiden Standorte Spreewaldklinik Lübben und das Achenbach-Krankenhaus Königs Wusterhausen. Die beiden Krankenhäuser versorgen jährlich mehr als 25.000 stationäre und mehr als 50.000 ambulante Patientinnen und Patienten. Dafür stehen in den beiden Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung insgesamt 448 Betten in neun Fachbereichen zur Verfügung.


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