Rainer Könen

Zoff auf den Waldwegen

Region. Im Frühjahr zieht es im Rödertal wieder viele in die Natur, wird es auf den Wegen eng. Konflikte sind da vorprogrammiert. Vor allem zwischen Wanderern und Mountainbikern.

Sorgen bei Wanderen oftmals für Ärger: Mountainbiker im Wald.  Foto: pixabay

Sorgen bei Wanderen oftmals für Ärger: Mountainbiker im Wald. Foto: pixabay

Im Frühjahr, wenn es die Menschen wieder hinaus in die Natur zieht, ist in den Rödertaler Naherholungsgebieten einiges los. Wird es auf den Wanderwegen in Dresdner Heide, Hüttertal oder Seifersdorfer Tal eng. Tummeln sich Jogger, Reiter, Wanderer und Radler auf den Wegen, kommt es mitunter zu Konflikten zwischen den Waldnutzern. Im Mittelpunkt: Wanderer und Mountainbiker.

Ronny Menzel kennt diese Probleme. Der Wanderwegewart der Gemeinde Wachau betreut seit mehr als zehn Jahren das Gebiet zwischen Radeberg, Wachau und Lomnitz, erzählt davon, dass es im Wald seit der Corona-Krise voller geworden ist, zunehmend mehr Radler und Mountainbiker die hiesigen Naherholungsgebiete nutzen. Was ja okay sei, solange alle aufeinander Rücksicht nähmen, so Menzel. Wanderer fühlen sich aber häufig von Bikern genervt, weil die meist mit hohem Tempo auf den Wegen unterwegs seien.Der Streit, wem die Wege im Wald gehören, er entzündet sich oft an der Frage, wer die Waldwege in der Region überhaupt nutzen darf. Das sei im Sächsischen Waldgesetz klar geregelt, erklärt Dr. Renke Coordes. Der Sachsenforst-Pressesprecher weist darauf hin, dass den Wald jeder im Rahmen »der individuellen Erholung auf den Wegen« betreten dürfe. Dabei gelte »die gegenseitige Rücksichtnahme«. Ein Großteil halte sich daran, aber es gebe auch immer welche, die das Waldgesetz ignorierten. Coordes spricht von Mountainbikern, die man oft auf kleinen Seitenwegen in der Dresdner Heide oder des Seifersdorfer Tales antreffe, wo das Fahren eigentlich nicht erlaubt sei. Auch berichten Forstmitarbeiter von illegal-angelegten Trials in der Dresdner Heide.

In »meinem Revier legen Mountainbiker ständig Trials an«, so der Forstleiter. Entdecke man die, baue man die natürlich ab. Eine wahre Sisyphos-Arbeit: Wird eine Anlage abgebaut, werden Schanzen und Rampen an anderer Stelle wieder errichtet. Das Bauen eines solchen Trials im Staats- und Privatwald sei strafbar, erklärt Renke Coordes, der davon spricht, dass es im Wald schwer sei, Täter auf frischer Tat zu ertappen. Er betont, dass man nicht mit Bußgeldern oder Strafen reagieren oder mit Verboten solche Konflikte lösen wolle, sondern vielmehr daran interessiert sei, das Problem im gemeinsamen Diskurs zu lösen.

Bei der Deutschen Initiative Mountainbike e.V. (DIMB), die mittlerweile mehr als 100.000 Mitglieder hat, weiß man um die Konflikte zwischen Wanderern und Radlern, schätzt sie jedoch »nicht so groß ein, wie sie oft dargestellt werden«, so Heiko Mittelstädt von der DIMB-Bundesgeschäftsstelle. Er weist darauf hin, dass sich das Mountainbiken in der Republik zum Breitensport entwickelt habe. Rund 17 Millionen Deutsche fahren Mountainbike, mehr als vier Millionen nutzen es regelmäßig. Ein halbes Dutzend Trialparks gibt es auch schon in Sachsen. Nach Auffassung von Michael Wolf bräuchte es jedoch mehr solcher Anlagen. Wolf, Mitglied der DIMB-Ortsgruppe »Dresden & Umland«, erklärt, das man in Gesprächen mit dem Sachsenforst nur von wenigen Beschwerden von Spaziergängern wisse. Im Allgemeinen seien die Begegnungen zwischen Radfahrern und Fußgängern an den beliebten Ausflugszielen im Umland durch ein »sehr tolerantes und angenehmes Miteinander« geprägt. Sachsens Landespolitik hat da nun reagiert. So will sich der Freistaat zu einer Mountainbike-Destination entwickeln, das wurde in der neuen Tourismusstrategie festgelegt. So sind neue Trialparks und Downhill-Strecken geplant. Was die Biker freuen wird.

Und die Wanderer? Neben den Ausflugs-Hotspots im Rödertal gebe es im Wachauer Umland »noch andere schöne Gegenden, die man erkunden kann«, meint Wanderwegewart Ronny Menzel. Und wo Wanderer sicher nur wenige Mountainbiker antreffen dürften.


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