Wenn die Polizei mit Dixi Klo anrückt
Nicht nur mit deutlich mehr Polizisten, sondern auch mit Arzt und Dixi Klo sollen Verkehrsteilnehmer ihre Fahrtüchtigkeit nachweisen. Wer da bei Tests wie »Zeigfinger zur Nase führen« oder »auf dem Strich laufen« schwächelt, wird gleich vor Ort um eine Urinprobe gebeten. »Logisch, dass das nicht im Gebüsch passiert«, sagte Inspekteur Petric Kleine jetzt auf einer Pressekonferenz der sächsischen Polizei schmunzelnd. Er stellte Zahlen und Trends für Sachsen vor. Auch Blutabnehmen soll demnach an Ort und Stelle möglich sein und das macht natürlich ein Arzt. Der Grund für die großangelegten Kontrollen ist ernst. Während die Zahl der Alkoholfahrten mit Unfallausgang leicht rückläufig war (Minus 5 Prozent), crasht es immer häufig unter Drogen oder Tabletten – 2024 zuletzt mit einem Plus von 4,4 Prozent – das waren 377 Unfälle im Drogenrausch, mit 152 Verletzten. Fast jeder dritte Verletzte resultiert aus einer Drogenfahrt. Ein Delikt, für das mit 90 Prozent die Männer verantwortlich waren. Auch betrunken verursachen sieben Mal häufiger die Männer Unfälle.
Etwa 40 Prozent der Drogenunfälle gehen auf Cannabis zurück. Doch erst am 1. August 2024 wurde der Grenzwert für Cannabis auf 3,5 Nanogramm THC pro Millimeter Blutserum festgelegt – ab da werde die Fahrtauglichkeit beeinträchtigt. Ein zu kurzer Zeitraum, um schon für letztes Jahr eindeutige Aussagen zum Cannabiskonsum zu machen, so Petric Kleine. Schließlich sind die Anbauvereinigungen erst am Entstehen und die eigene Ernte will auch erst eingebracht sein. Belastbare Ergebnisse dürfte es daher 2025 geben. Doch der Trend ist absehbar, auch deshalb weil die ersten großangelegten Test-Kontrollen in Leipzig »am helllichten Tage und nicht hinterm Baum hervorgesprungen« erfolgten, so Kleine. Trotzdem war die Ausbeute dieser Tests schon erheblich. Das wiederum deute auf eine gewisse Gleichgültigkeit hin.
Vielleicht gibt es auch bald ein Gerät, das die THC-Grenze misst – ohne Blut- und Urintest. Bislang gibt das noch nicht auf dem Markt - und das verursacht den gehörigen Aufwand.
Jeder 6. Verunglückte war ein Senior
Die Polizei schlüsselt in Senioren dabei in zwei Gruppen ab 65 Jahre (2.867 Verunglückte, ein Plus von 6,7 Prozent) und die Senioren ab 75 Jahren (1.389 Verunglückte, ein Plus von 3 Prozent) auf. Das liegt insgesamt an der alternden Gesellschaft, aber auch an der viel diskutierten Frage der »Fahrtüchtigkeit im Alter«. Gut möglich ist aber, dass die komplexen Kontrollen auch einem jüngeren Menschen Fahruntauglichkeit aufzeigen, obwohl der weder getrunken noch gekifft hat. Dieser medizinische Aspekt von Kontrollen ist neu.
Die beste Nachricht aus 2024 ist, dass 3,9 Prozent weniger Kinder unter 14 Jahren verletzt wurden, auch wenn die absolute Zahl von 1.248 schlimm genug ist. Traurig ist ein getötetes Kind zu verzeichnen.
Insgesamt starben letztes Jahr 144 Menschen auf Sachsens Straßen. Dabei sind nicht die Autobahnen die gefährlichsten Strecken, sondern Stadtlagen wo vieles zusammenkommt: ein Gewusel aus Verkehrsteilnehmern, der Mix aus Ampeln und Vorfahrt beachten, Stop und Go und unerwartete Situationen. Aufhorchen lässt, dass der Unfall-Verursacher dabei bei jedem vierten Crash flüchtet. Und nur ein Drittel der Täter wird ermittelt.
Genauer hinschauen lohnt sich auch bei den Fahrzeugen. Es sind eben nicht die Autofahrer, die jedes Jahr automatisch mehr Unfälle produzieren – auch wenn sie schon rein rechnerisch wegen der Fahrzeugmenge mit 61 Prozent die meisten Unfälle mit Verletzten verursachen. Aber: An der Spitze der Steigerung zum Vorjahr liegen mit plus 20,8 Prozent interessanterweise die Busse. Erneut wurden mehr Businsassen verletzt – mit einem Plus von bedenklichen 20, 8 Prozent auf nun 407 Personen. Dabei war diese Zahl im Jahr 2023 bereits um 39,3 Prozent hochgegangen.
Gefolgt wird die Top-Steigerung zum Vorjahr von Motorrädern, Mopeds, E-Scootern, Segways und S-Pedelecs, die zusammengefasst als »motorisierte Krafträder« für ein Unfallplus von 19 Prozent sorgten. Rechnet man die Motorradfahrer heraus, fällt der Unfall-Anstieg bei den Kleinfahrzeugen mit 23,1 Prozent noch gravierender aus. Erst dann kommen Radfahrer - einschließlich E-Bike bis 25 km/h - (plus 2,1 Prozent) und Autos (plus 0,7 Prozent). Radfahrer verursachten damit 2024 insgesamt 19 Prozent der Unfälle mit Verletzten, Motorräder lediglich 9,6 Prozent. Sie sind vor allem bei den Verletzten zu finden – mit einem Anstieg von 20,1 Prozent. Da lohnt es sich über das Biker-Image nachzudenken.
Echt positiv ragen aus der Statistik 2024 die Brummifahrer heraus – Lkw waren im letzten Jahr mit minus 16,5 Prozent weniger am Unfallgeschehen beteiligt. Fußgänger verbuchten immerhin ein Minus von 0,6 Prozent im Unfall-Ranking. Die schwächsten und die stärksten Verkehrsteilnehmer haben offenbar am besten aufgepasst.

Autoschneisen will keiner mehr

Porzellanmalerin gestaltet Wandbild

Wenn das Handwerk auf KI trifft
