Hier wächst eine einzigartige Sporthalle in die Höhe
Ein Tieflader biegt mit riesigen Betonstützen um die Ecke, der nächste hat ganze Wände geladen. Offenbar für eine Großbaustelle. Die findet sich tatsächlich im beschaulichen Weinböhla. An der Köhlerstraße zieht die Firma Goldbeck als Generalauftragnehmer eine neue Schule samt Dreifachhalle hoch. Einziehen wird das Freie Gymnasium Weinböhla, das seit 2021 nebenan in einer Containerschule unterrichtet. In den Neubau wollen Lehrer und Schüler im Februar 2026 einziehen. Da muss es recht flott gehen.
Schulleiter Florian Foltin findet das Baugeschehen "richtig spannend". Da mittendrin zu sein und eine Schule im Entstehen zu sehen - das ist etwas ganz besonderes. Heutzutage sowieso. Schnell geht es tatsächlich. Stahlflechter biegen und drehen Stahlgeflecht für den Beton. Seit Montag ist der große Kran von Felbermayr da und hebt die Stützen der Turnhalle ein. Die werden vorgefertigt in einem deutschen Betonwerk aus Tschechien angeliefert und vor Ort montiert – genauso Wandteile mit Türen und Fenstern. Die Anwohner können jeden Tag staunen. Schon in sechs bis acht Wochen soll der Rohbau stehen. Dann wird schon das Dach aufgesetzt.
Ende des Jahres wird die Dreifachhalle an die Gemeinde übergeben. Die Ersten, die Luftsprünge machen, werden die Weinböhlaer Turner sein. Denn was jetzt auf der Baustelle wie ein Beton-Pool aussieht, ist die Grube für ein Trampolin, das es so in Deutschlands Sporthallen noch nicht gibt. Das ist die eigentliche Sensation, die sich unter dem Hallenboden auf etwa zehn Prozent der Hallenfläche verbirgt – der Boden lässt sich hydraulisch hochfahren und zum Vorschein kommen zwei Trampoline und eine große Schaumgummimatte der Firma Redskaber aus Dänemark. Die neue Halle wird neben dem Schulsport also ein Eldorado für Turner. Immerhin ist Weinböhla Turner-Talentstützpunkt – bei den Frauen für den Dresdner Sportclub 1898 e.V., bei den Männern für den Kunstturnverein Chemnitz. Auch draußen wird der Schulkomplex einiges bieten: Tartanbahn, Sprunggrube, Langlauf- und 100-Meter-Sprintbahn, Mini-Beachvolleyball- und Fußballfeld.
Das Weinböhlaer Gymnasium ist ein Mittelweg zwischen dem Schulversuch „Universitätsschule der TU Dresden“, wo es keine Noten gibt und die Schüler sich die Lernbausteine selbst suchen – und der staatlichen Schule mit Frontalunterricht. Jeder Schüler hat ein eigenes IPad, das erleichtert den Schulrucksack und macht medial fit. Geschrieben wird aber in Hefter, denn die Handschrift ist den Lehrern wichtig. Übers I-Book werden Übungssoftware und Erklärvideos, die Lernplattform heißt Scobees. Nach einem 20-Minuten-Einstieg in den Tag gibt es die Aufgaben für Freiarbeit – als Einzel- Partner- oder Gruppenarbeit. Die Resultate werden auf der Lernplattform hochladen, der Fachlehrer gibt dazu ein persönliches Feedback.
Die derzeit 24 Lehrer sehen sich wie an der Universitätsschule als Lernbegleiter. Den Schülern stehen individuell gestaltete Arbeitsplätze zur Verfügung, aber auch Sitzsäcke, Stehtische oder Sofas. Wer wohin geht und was gerade erledigt, kommt auf die Aufgabe und den Status an. Wer sich an Regeln hält, mitarbeitet und die Gruppe nach vorn bringt, hat mehr Freiheiten in den Abläufen – aber auch mehr Verantwortung. Das triggert die jungen Leute vielleicht manchmal mehr als eine Note, die es hier gibt wie an der klassischen Schule. Klasse 8 ist derzeit der höchste Jahrgang – die Jahrgänge wachsen auf. Unterrichtsbeginn ist 8.30 Uhr – nicht um auszuschlafen, sondern wegen der Busverbindungen.
Das Freie Gymnasium in Weinböhla ist eine der Antworten auf Silicon Saxony. Die Chipindustrie braucht kreativen Nachwuchs und erhofft sich vom Schulmodell von Rahn Education, die bereits an Standorten unterschiedliche Schule betreiben offenbar genau solche Mitarbeiter. Kein Wunder, dass hier die drei Profile Sprachen, Sport und die MINT-Fächer mit dem Paket Astronomie, KI, Informatik und Physik angeboten werden. Das wird der neue Schulbau auch eindrucksvoll widerspiegeln – mit einer eigenen Sternwarte mit modernen Teleskopen und eben dem ersten versenkbaren Trampolin.
Englisch in erhöhter Stundenzahl, ab der 6. Klasse Französisch oder Spanisch. Sogar einen kleinen Weinberg haben die Schüler mithilfe des Lions Clubs angelegt. An einem Freien Gymnasium zahlen die Eltern Schulgeld: entsprechend deren Einkommen ist es zwischen 100 und 499 Euro im Monat gestaffelt. Stiftung von Rahn Education vergibt aber auch Stipendien. Für die Schule ist das unumgänglich, denn Zuschuss vom Freistaat ist geringer, als für Schüler an staatlichen Schulen.

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