Birgit Branczeisz

So finden junge Leute zu ihrem Handwerk

Dresden. In Dresden trafen sich die besten Sattler und Raumausstatter zu den Deutschen Meisterschaften.

Marie Vogt ist ganz froh, alles gut geschafft zu haben. Nun wartet sie wie die anderen auf das Ergebnis. Die 21-Jährige ist Sachsens beste Gesellin unter den Reitsport-Sattlern. Für ihr Gewerk ist die gebürtige Vogtländerin im Bildungszentrum des Handwerks an der 1. Deutschen Meisterschaft in Dresden angetreten. Für die Landeshauptstadt und die junge Frau, die jetzt in Dresden wohnt und bei  »Pferdesport Tom Büttner« an der Kesseldorfer ihre Ausbildung absolviert hat, ist das eine Premiere.

24 junge Frauen und Männer der Sparten Reitsportsattler, Fahrzeugsattler / Feintäschner und Raumausstatter haben sich der Aufgabe gestellt, in zwölf Stunden mit vorgegebenem Material ein »Meisterstück« anzufertigen. Bei den Reitsportsattlern einen Rucksack und einen Würfelbecher aus Leder, die Fahrzeugbauer fertigten einen Motorradsitz und die Raumdekorateure konnten sich mit Polstern, Gardinen und Belägen messen.    

Und wie sind die jungen Leute auf ihr Handwerk gekommen? Marie Vogt hat ihr Hobby zum Beruf gemacht: Pferde. Die brauchen natürlich ordentliches Sattelzeug und das hat Marie interessiert. Die Liebe,   etwas Schönes anzufertigen, hat sie von Haus aus mitbekommen – ihre Eltern bauen Blechblasinstrumente  in Markneukirchen. Das berühmte Instrumenten-Museum zeugt von Generationen begnadeter Handwerker. Für Marie ist es der Werkstoff Leder geworden, der sie fasziniert. Bei Tom Büttner hat sie von der Pike auf gelernt, wie man damit umgeht. Auch wenn sich am Nähen grundlegend nichts geändert hat – digital geht es auch hier zu, etwa wenn die Maße vom Pferderücken dreidimensional abgebildet und in der Werkstatt archiviert werden. So sitzt der Sattel am Ende perfekt.  Selbst die Druckpunkte werden so bestimmt: Eine mit Sensoren ausgestattete Matte wird auf den Pferderücken gelegt. Anschließend wird das Pferd unter dem Sattel geritten. Die 446 Sensoren verraten dem Sattlermeister genau, wie der Sattel sitzt. Denn die Werte werden per Funk live an den PC übertragen und mittels 3D-Grafiken visualisiert. Uraltes Handwerk trifft digitale Möglichkeiten.

Das ist bei Lorenz Graßl (24) aus München nicht anders. Der Fahrzeugsattler kann seine Kunden allerdings fragen, ob alles passt und was gefällt. Medial wird es auch bei ihm im Berufsleben zugehen – schon deshalb, weil er zuvor Mediengestalter gelernt hat. Was beide gemeinsam haben – sie wollen ihren Meister machen und später  einmal selbstständig arbeiten.

 


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