ts/ck/gb

Schnee-Schippen als Athletik-Training

Dresden. Das Interview der Woche mit Einheit-Dresden-Legende Hagen Melzer.

Hagen Melzer

Hagen Melzer

Bild: Laufszene Events

Hagen Melzer ist – abgesehen von Teamwertungen – der letzte Dresdner Leichtathletik-Europameister. Er gewann 1986 Gold über 3.000 Meter Hindernis in Stuttgart. Warum ist seitdem Ebbe?

Zu DDR-Zeiten gehörten die Crossläufe quasi zum Pflichtprogramm für Schüler, bei denen Massen auf die Strecken geholt wurden, wo dann etliche Talente entdeckt wurden. So etwas gibt es heutzutage bis auf ein paar Traditions-Läufe nicht mehr. Dennoch: Wir haben einige Hoffnungsträger beim DSC, die mich optimistisch stimmen. Nicht zuletzt Karl Bebendorf, dem mehrfachen Deutschen Meister über 3.000 Meter Hindernis.

 

Wahnsinn: Sie waren bei der WM 1987 fast 13 Sekunden schneller als Karl Bebendorfs aktuelle Bestzeit liegt. Wiegt Ihr WM-Silber eigentlich schwerer als das EM-Gold?

Nein, auf dem Podest ganz oben zu stehen und seine Hymne zu hören, das war schon etwas ganz Besonderes.

 

Was ist heute anders als zu Ihrer Zeit?

Die Bedingungen im Sportpark Ostra sind einfach top und sie werden mit dem neuen Heinz-Steyer-Stadion, einer modernen Multi-Funktions-Arena, noch besser. Wir mussten im Winter Trainingszeiten in den Hallen in Senftenberg oder Cottbus beantragen, weil es in Dresden nur eine Traglufthalle gab, in der minus fünf Grad herrschten, wenn es draußen minus zehn Grad kalt war. Zu allem Überfluss ist die dann irgendwann zusammengebrochen. Und noch etwas ist anders: Früher kamen die Zuschauer zum Sport, heute muss der Sport teilweise zu den Zuschauern kommen, um sie für sich zu gewinnen. Beachvolleyball auf dem Altmarkt und Skilanglauf am Elbufer sind nur zwei Beispiele.

 

Seit 1994 stehen Sie als Mitarbeiter im Dresdner Sportamt quasi auf der anderen Seite. Ist Ihre Athlenen-Vergangenheit ein Vorteil?

Klar, ich kenne die Abläufe und Blickwinkel, kann mich in die Sorgen hineindenken und Prioritäten besser einschätzen. Einige Probleme könnte man aber auch einfacher lösen, wenn man mehr miteinander redet. Zum Beispiel gab es mal eine Beschwerde, warum eine Anlage nicht richtig vom Schnee beräumt wurde. Zu meiner Zeit hieß es da: Schippe in die Hand und los ging das Athletik-Training...

 

Weitere Interview der Woche

* Dynamo-Legende Hans-Jürgen Kreische

* Dresdens Galopp-Trainerin Claudia Barsig

* Ex-Skeleton-Weltmeisterin Diana Sartor

* Monarchs-Geschäftsführer Jörg Dreßler

* BallsportARENA-Chef Frank Lösche

* Titans-Geschäftsührer Rico Gottwald

* Dresdner Rennfahrer Ronny Melkus

* Chef des Dresdner Fußball-Museums Jens Genschmar

* Rekord-Eislöwen Steven Rupprich


Meistgelesen