Birgit Branczeisz

Jetzt muss die Brücke aus der Elbe und das wird mühsam

Dresden. Für den Brückenabriss von Zug C wird das Terrassenufer dieses Jahr komplett geschlossen. Es wird Monate dauern, bis der Brückenzug abgetragen ist und alle abgestürzten Teile aus der Elbe geborgen sind. 

Eine schöne Winterbaustelle sieht anders aus. Fakt ist, auch wenn Experten mit 11 Wochen reiner Arbeitszeit rechnen - der Abbruch von Zug C und das Bergen der Teile aus der Elbe wird Monate dauern - denn zunächst müssen die Pegelstände für Wochen verlässlich sinken.

Eine schöne Winterbaustelle sieht anders aus. Fakt ist, auch wenn Experten mit 11 Wochen reiner Arbeitszeit rechnen - der Abbruch von Zug C und das Bergen der Teile aus der Elbe wird Monate dauern - denn zunächst müssen die Pegelstände für Wochen verlässlich sinken.

Bild: Jürgen Männel

Die Carolabrücke ist wie ein Patient auf der Intensivstation an alle möglichen  Überwachungsgeräte angeschlossen. »Ja, wir verzeichnen Bewegungen, aber die schätzen wir als unkritisch ein«, sagt die Leiterin des Straßen- und Tiefbauamtes Simone Prüfer. Vor allem beziehen sich alle Untersuchungen jetzt auf Zug A und B.  Die Frage, ob der Zug A mit der Autospur womöglich doch freigegeben werden kann, hat es in sich. Für die Messtechniker wortwörtlich, denn sie müssen für weitere Messungen in den Hohlkasten hinein und brauchen dafür natürlich eine gewisse Sicherheit in der Bewegung des Bauwerkes.

Dass sich Zug B heftig verformt hat, sieht man bereits mit bloßem Auge. Daran gibt es nichts zu deuteln. »Wir wollen jetzt eine klare Aussage zu Zug A - erhalten oder nicht erhalten!«, so Prüfer. Das ist eine riesige Last für die Ingenieure. 15 bis 20 arbeiten derzeit in wechselnder Besetzung an der Brücke und in den Laboren. Von ihren Ergebnissen wird auch abhängen, wann die Elbe wieder für die Schifffahrt wieder freigegeben ist. Bis dahin gilt die Brücke als einsturzgefährdet.

Mit Lasten anderer Art befasst sich vor allem der Abteilungsleiter Brücken- und Ingenieurbauwerke, Holger Kalbe.  Er schätzt, dass bisher etwa ein Drittel an Brückenmaterial weggeschafft ist – und zwar 1.500t  von der Neustädter Seite in 46 Stunden   Blitzabriss, damit die Elbe abfließen konnte.  »Was noch in der Elbe liegt, bereitet uns die größten Probleme und auch auf der Altstädter Seite ist der Brückenzug noch weitestgehend vorhanden und über einen Meter von den Lagern heruntergezogen«, erklärt er. Das alles wegzubekommen wird nicht nur ein Kraftakt, das braucht einiges an Vorbereitung und auch Glück, denn zunächst muss der Elbepegel sinken.

Aber der Plan steht: Begonnen wird von der Altstädter Seite vom Terrassenufer aus – das dieses Jahr daher nicht mehr geöffnet wird. Der Untergrund muss zunächst an beiden Ufern befestigt werden, um Strom- und Abwasserleitungen im Boden zu sichern, wenn schwere Geräte anrücken. Dann geht es darum, die Brücke an den gebrochenen Gelenken abzulösen, damit die noch schräg hängenden Teile nach unten fallen, auch in die Elbe. Dafür muss an manchen Stellen ein sogenanntes »Fallbett« errichtet werden. Eine Bergung der großen Teile direkt aus dem Fluss ist nicht möglich, weil einerseits keine verlässliche Angriffsstelle an den kaputten Brückenteilen vorhanden sind, an denen ein Gerät sicher andocken könnte. Andererseits sind die großen Teile schlicht zu schwer. Für das Zerkleinern und den Abtransport im Fluss müssen entsprechende Rampen aufgeschüttet werden. Liegen die großen Brückenteile im Fluss, werden sie als Teil dieser Rampe befahren.  Das ist eine heikle Aktion, denn der Krisenstab muss immer die Pegelstände im Blick behalten. 

Alleine die in die  Elbe fallenden Teile stauen noch mal 30 bis 50 Zentimeter auf.  Für erste Arbeiten am Altstädter Ufer braucht es einen Pegel von unter 4,50 Metern für die Dauer von mindestens drei Wochen. Für weitere Arbeiten zur Bergung der Brückenteile im Fluss von der Altstädter Seite aus muss der Pegel für mindestens fünf Wochen auf unter zwei Meter sinken. In einem weiteren Bauabschnitt soll auf der Neustädter Seite in etwa drei Wochen bei einem Pegel von unter zwei Metern abgebrochen werden. Insgesamt sind also mindestens elf Wochen nötig - und der entsprechende Pegel der Elbe. Es wird mehrere Monate dauern, den Brückenzug C komplett abzubrechen. Was das bis jetzt und künftig kosten wird, diese Rechnung wird gerade aufgemacht.

 

Blaues Wunder: Radwege werden für Hebebühne gebraucht

Ab Montag, 23. bis voraussichtlich Freitag, 27. September erfolgt die planmäßige Hauptprüfung am Blauen Wunder. Für deren Durchführung ergeben sich folgende Einschränkungen:

* Montag, 23. September bis Dienstag, 24. September ist der Fußweg oberstromseitig gesperrt

* Mittwoch, 25. September bis Donnerstag, 26. September ist dann der Fußweg unterstromseitig gesperrt

Die markierten Radwege auf dem Blauen Wunder werden als Stellfläche für eine Hebebühne benötigt. Radfahrer müssen sich am Freitag, 27. September, von 9 Uhr bis 12 Uhr vom Körnerplatz zum Schillerplatz in den normalen Verkehr einordnen. Gleiches gilt dann von 12 Uhr bis 15 Uhr für die Fahrt vom Schillerplatz zum Körnerplatz.

Es erfolgte die Prüfung der gesamten Brückenkonstruktion. Die Prüfung wird vom Ingenieurbüro GMG Ingenieurgesellschaft mbH Dresden durchgeführt. Die Kosten betragen einschließlich Zugangstechnik und Verkehrssicherung etwa 40.000 Euro.

 

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