Herr der tausend Farben macht unsere Köpfe bunter
Farben über Farben, wohin das Auge schaut. Abgefüllt und aufbewahrt in tausenden kleinen Fläschchen und Flakons. Sie heißen Wallrot, Bismarckbraun F oder Wollblau N Extra. Zu finden ist all die Farbenpracht in der Historischen Farbsammlung der TU Dresden, die sich in der Fakultät Chemie und Lebensmittelchemie befindet. Über 8.000 Handelsmuster synthetischer Farbstoffe (Teer- oder Anilinfarben) in Originalflaschen und -dosen von rund 80 Herstellern werden hier aufbewahrt. Dazu mehr als 500 Proben von Naturfarbstoffen, 800 Musterbücher und -karten, zahlreiche natürliche und synthetische Fasermaterialien und jede Menge wissenschaftlicher Arbeiten und Präparate aus Zeitraum von 1880 bis1980. Das alles übrigens im historischen Ambiente von 1926, denn aus diesem Jahr stammt die Ausstattung in den historischen Sammlungsräumen. Gegründet wurde die Sammlung 1928, doch die Forschung nach neuen Farbtönen begann schon vier Jahrzehnte früher und wie auf so vielen anderen Gebieten der Forschung, Entwicklung und Produktion war Dresden auch in diesem Bereich weltweit führend. Herr der tausend Farben Diesen Titel trägt heute Prof. Dr. Horst Hartmann, der Kustos der Historischen Farbsammlung. Obwohl er in diesem Jahr 80. Geburtstag feierte, denkt er noch lange nicht ans Aufhören. Im Gegenteil: Der international renommierte Farbstoffexperte forscht fleißig und sehr erfolgreich auf dem Gebiet der der organischen Farbstoffsynthese. Vor rund 14 Tagen präsentierte der japanische Konsumgüterhersteller Kao in seiner europäischen Firmenzentrale in Darmstadt eine weltweit neue Haarfarbtechnologie, die von Prof. Hartmann und dessen Team in über 15 Jahren Zusammenarbeit maßgeblich mit entwickelt wurde. Die als HD³ bezeichnete Technologie verspricht eine neuartige, physikalische Prinzipien nutzende Art des Haarefärbens, die neuen Colorationsprodukte sollen 2018 auf den Markt kommen. Dann hat der Professor übrigens wieder mehr Zeit, sich um die Weiterentwicklung der Historischen Farbstoffsammlung zu kümmern. Fakten rund die Sammlung * Die Anfänge der Sammlung gehen auf Prof. Dr. Stein zurück, der von 1850 - 1880 als erster Chemiker an der damaligen Königlichen Reichsanstalt Dresden lehrte und zahlreiche Naturfarbstoffe für die Sammlung von seinen ausgedehnten Reisen mitbrachte. * Das Institut für Farbenchemie und Färbereitechnik wurde 1880 von Prof. Dr. Richard Möhlau gegründet, er sammelte auch den größten Teil der ältesten Teerfarbstoffproben * Den wesentlichen Ausbau und die Erweiterung der Sammlung verdankt die TU Dresden Prof. König, der das Institut für Farbenchemie und Färbereitechnik von 1913 bis 1957 leitete und 1928 die Farbstoffsammlung gründete * Die Sammlung ist nach Voranmeldung öffentlich zugänglich: https://tu-dresden.de/mn/chemie/die-fakultaet/farbstoffsammlung