Uwe Schieferdecker/ck

Dresden und seine Elbbrücken

Dresden. Seit seiner Entstehung ist das Schicksal von Dresden eng mit der Elbe verknüpft. So ist die Geschichte der Stadt auch eine Chronik ihrer Brücken.

Carolabrücke, Augustusbrücke und Altstadt um 1895.

Carolabrücke, Augustusbrücke und Altstadt um 1895.

Bild: Archiv Schieferdecker

Die Ursprünge Dresdens reichen wohl 850 Jahre zurück. Entscheidend für die Entstehung war eine Furt wenige Schritte flussaufwärts der Augustusbrücke. Hier kreuzten sich zwei alte Handelswege, was maßgeblich für die spätere Entwicklung des Handelsortes war. Obwohl es keine archäologischen Zeugnisse gibt, gehen Historiker davon aus, dass bereits im 12. Jahrhundert im Bereich der heutigen Augustusbrücke eine Holzbrücke bestand. Dieser hölzerne Brückenschlag leitet die Dresdner Brückengeschichte ein.

Die Holzbrücke musste bald schon einem steinernen Bau weichen. Es gehört wenig Fantasie dazu, zu erahnen, dass der Anlass dazu kein Guter war: Wie in späteren Jahrhunderten nur allzu oft, dürfte die Holzbrücke entweder aufgewühlten Eismassen oder einem Frühjahrshochwasser zum Opfer gefallen sein. Bei der jüngsten Instandsetzung der Augustusbrücke kamen an den Brückenköpfen Reste der ersten Steinbrücke zum Vorschein. Sie entstand – noch vor der Ersterwähnung der Stadt 1206 – im auslaufenden 12. Jahrhundert. Ihre Ersterwähnung erfolgte 1230, gekoppelt an den Hinweis auf eine Reparatur. Mit einer Länge von 561 Metern galt sie als größte Brücke des deutschen Hochmittelalters. Aus früher Zeit stammt das Brückenmännchen, das heute als Kopie am Altstädter Brückenkopf zu sehen ist. In der Mitte befand sich ein hölzernes Segment, welches im Kriegsfall zum Schutz der Stadt abgefackelt wurde.

Am St. Magdalenentag herrschte 1342 eine ähnliche Vb-Wetterlage wie in diesem September. Die gewaltige »Magdalenenflut« um den 22. Juli gilt als schlimmstes Hochwasserereignis des vergangenen Jahrtausends in Mitteleuropa und sorgte auch für schwere Zerstörungen an der Dresdner Elbbrücke. Doch schon 1318 sowie 1343 verursachten hohe Fluten Schäden an dem Brückenbau.

Im Jahr 1670 wurde auf dem dritten Brückenpfeiler ein 4,50 Meter hohes, vergoldetes Kreuz von Andreas Herold aufgestellt. Es zierte auch den Umbau der mittelalterlichen Elbbrücke nach Entwürfen von Matthäus Daniel Pöppelmann 1727-1731. Ihre barocke Schönheit wurde vielfach gerühmt. Auf ihrem Rückzug sprengten napoleonische Truppen am 19. März 1813 den vierten Pfeiler, woraufhin auch die benachbarten Brückenpfeiler einstürzten. Auch ein Wappen des Burggrafen von Dohna ging dabei verloren. Der einzige Dresdner Brückenschlag – die Stadt zählte inzwischen 50.000 Einwohner – wurde jedoch rasch wieder repariert.

Das Märzhochwasser von 1845 wies die doppelte Durchflussmenge wie das Hochwasser von 2002 auf. Kein Wunder, dass die Brücke dem Wasserdruck nicht standhielt und der fünfte Pfeiler einstürzte. In Alltagsbewusstsein der Dresdner hielt sich vor allem der Verlust des vergoldeten Kruzifixes, das für immer in den Elbfluten verschwand. Neuerlich wurde die Brücke bald wiederhergestellt.

 

Blick in die Geschichte

 

Bis 1852 war die Historie der Elbbrücken die Geschichte der heutigen Augustusbrücke. Mit dem Bau der Marienbrücke als kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke elbabwärts verfügte die nunmehrige Großstadt über einen zweiten Brückenschlag. Es folgten die Albertbrücke (1877), die Loschwitzer Elbbrücke (1893), die alte Carolabrücke (1895), die zweite Marienbrücke als reine Eisenbahnbrücke (1901), die sogenannte Flügelwegbrücke (1930) und schließlich 1936 die Autobahnbrücke.

1906 zerbrach der Elbkahn Alwine Auguste, beladen mit 300.000 Ziegeln, am Pfeiler von Pöppelmanns Brücke. Daraufhin entschied sich die Stadt zum Neubau der Augustusbrücke mit wesentlich weniger Pfeilern und weiteren Bögen (1910). Überraschenderweise blieben die Dresdner Elbbrücken beim Angriff im Februar 1945 weitgehend unversehrt. Es war die SS, die Stunden vor Kriegsende und dem Einmarsch der Roten Armee am 7. Mai die Elbbrücken sprengen ließ. Neben der Kaditzer Ellbbrücke blieb dieses Schicksal dem Blauen Wunder nach Loschwitz durch den mutigen Einsatz Dresdner Bürger erspart.

In der schweren Nachkriegszeit brauchte der Wiederaufbau der Elbbrücken ganze vier Jahre. Eine Ausnahme bildete die alte Carolabrücke. Für deren Eisenträger hätte es Lieferungen aus dem Ruhrgebiet bedurft, was das Bonner Embargo gegen die DDR verhinderte. So sollte sich der Neubau als Dr.-Rudolf-Friedrichs-Brücke (seit 1991 Neue Carolabrücke) bis 1971 verzögern.

Hoffen wir an dieser Stelle, das ist für die anstehende Wiederherstellung des Brückenschlags kein böses Omen.


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