pm/mae

Rückkehrende als Schlüsselfiguren

Traditionell zum Jahresende bieten zahlreiche Rückkehrerinitiativen mit speziell zugeschnittenen »Rückkehrertagen«, zum Beispiel in Guben, Cottbus, Bitterfeld, Weißenfels, Weißwasser oder im Landkreis Nordsachsen Rückkehrinteressierten die Möglichkeit, Informationen zu Chancen in ihrer Heimatregion einzuholen und sich mit wichtigen Ansprechpartnern vor Ort zu vernetzen. Damit wird mitunter der erste Grundstein für eine Rückkehr in die Heimatregionen gelegt.

Abschlussveranstaltung des Projekts »Willkommenssalons« in Zeitz.

Abschlussveranstaltung des Projekts »Willkommenssalons« in Zeitz.

Bild: IRLR

Das Kompetenzzentrum Regionalentwicklung (KRE) des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) untersuchte die Bedeutung Rückkehrender sowie ihrer Bedarfe und Wünsche im Lausitzer und Mitteldeutschen Revier aus wissenschaftlicher Perspektive und fasst die Ergebnisse sowie Handlungsempfehlungen für Regionen und Kommunen im Magazin »Zurück in die Zukunft - was bewirken Rückkehrende in Spremberg und Zeitz?« zusammen. Das Magazin kann ab sofort auf der Website des BBSR heruntergeladen werden.

Stellvertretend für die beiden ostdeutschen Braunkohlereviere in der Lausitz und in Mitteldeutschland wurden in den vom Strukturwandel und Bevölkerungsrückgang besonders betroffenen Städten Spremberg und Zeitz modellhaft »Willkommenssalons« als moderierte Erzähl- und Austauschformate durchgeführt. Daraus wurden Bedarfe und Wünsche der Rückkehrenden und in der Folge Empfehlungen für den Bund und Kommunen abgeleitet. Die Analyse einerseits der Beweggründe und andererseits der besonderen Bedeutung von Menschen, die in die ostdeutschen Braunkohlereviere zurückkehren, bringt wertvolle Impulse für die Raumplanung und Regionalentwicklung in Brandenburg und Sachsen-Anhalt - insbesondere vor dem Hintergrund der Entstehung neuer Arbeitsplätze in Wissenschaft, Forschung und Industrie durch Strukturfördermaßnahmen im Rahmen des vereinbarten Kohleausstiegs, dringend benötigter Fachkräfte und Unternehmensnachfolgen in kleinen und mittleren Unternehmen sowie der regionalen Leerstandssituation.

Ein großer Erkenntnisgewinn der BBSR-Analyse besteht darin, Rückkehrende mit ihren besonderen Qualitäten als potentielle Schlüsselfiguren für die Regionalentwicklung zu begreifen, die einen positiven Beitrag zu komplexen Veränderungsprozessen leisten: Rückkehrende initiieren Neues, bringen räumliche Entwicklungsprozesse voran, beispielsweise durch die Aktivierung von Leerstand - wie die Beispiele Schloss Hornow in Spremberg und Kloster Posa in Zeitz zeigen, engagieren sich in hohem Maße bei der Gestaltung öffentlicher Räume und tragen zum Ausbau der sozialen und kulturellen Infrastruktur bei. Darüber hinaus regen sie die Kommunikation in und über ihre Region an und beeinflussen Raumdeutungen über regionale Grenzen hinweg positiv. Ihnen kommt damit eine besondere qualitative Bedeutung zu, auch wenn sie in ihrer Zahl nur ein Teil einer integrierten Lösung für den Fachkräftemangel in der Lausitz und Mitteldeutschland sein können.

Kommunen und Unternehmen tun gut daran, diese besonderen Qualitäten zu nutzen, um ihre weichen Standortfaktoren zu verbessern und damit ihre Attraktivität für Zuziehende und weitere Rückkehrende und Zuzugsinteressierte zu steigern. Diese treffen ihre Entscheidung für die Rückkehr oder Zuwanderung meist nicht primär aus wirtschaftlichen Gründen - so eine der Erkenntnisse des vorliegenden Projekts. Kommunen können ihr Engagement hierbei fokussieren auf:

- Informationsangebote und Netzwerke für Rückkehrende schaffen,

- Verfahren bspw. zu Leerstandsaktivierungen entwickeln und/ oder vereinfachen,

- Gestaltungsspielraum für ehrenamtliches Engagement und Teilhabe geben und

- Weiterentwicklungen in den Bereichen Bildung, Jugendförderung und Mobilität anstreben.

Damit können Raumentwicklung und Regionalpolitik ihrer Aufgabe gerecht werden, trotz der Herausforderungen des Strukturwandels eine lebenswerte, nachhaltige und demokratische Zukunft zu gestalten und eine chancenorientierte Perspektive einzunehmen.


Meistgelesen