Dany Dawid

Geflügelzüchter haben Sorgen

Region. Die Ausstellungssaison 2023/2024 der Kleintierzucht hat bereits begonnen. Denn überall im Land werden ab Herbst die Zuchterfolge präsentiert und ausgezeichnet. Doch in diesem Jahr ist es kompliziert.
Kati Gullasch hätte gern ihre Vorwerk-Zuchthühner ausgestellt.

Kati Gullasch hätte gern ihre Vorwerk-Zuchthühner ausgestellt.

Bild: Kai Hanske

Mit viel Liebe widmen sich Menschen der Zucht, damit Rassen und Arten erhalten bleiben. Das ist oft nicht ganz so einfach. Zudem ist es ein zeitintensives Hobby. Und neben hohen Energiepreisen und steigenden Futterkosten stehen Züchter nun vor weiteren Herausforderungen. Und das sind u.a. die großen Unsicherheiten bei den Planungen von Ausstellungen. Zu erleben war das kürzlich in Eichow. Geplant war eine Vereinsschau mit Rassegeflügel. Hier sollten die Besucher Wassergeflügel, Hühner, Zwerghühner und Tauben in vielen verschiedenen Rassen und Farben zu sehen bekommen. Zudem wollten die Züchter auf der Schau die Nachzucht von Rassegeflügel dieses Jahres zeigen. Etwa 160 Tiere erwartete der Kleintierzuchtverein Eichow. Es kam anders. Denn kurzfristig zum 5. Oktober wurde eine neue Tierseuchenallgemeinverfügung erlassen, die besagt, dass die auf einer Schau ausgestellten Tiere sieben Tage davor durch einen beauftragten Tierarzt untersucht werden müssen.

Hoher Aufwand für Züchter

»Diese Verordnung hat unserer Geflügelschau einen Riegel davorgeschoben. Wir sollten einen Tupfer-Abstrich machen und das war in der Kürze der Zeit gar nicht möglich«, berichtet Toralf Golzbuder, Vorsitzender des Kleintierzuchtvereins Eichow e.V. und betont weiter: »Im Frühjahr werden unsere Tiere mit größter Sorgfalt aufgezogen. Auch müssen sie gegen das Newcastle-Virus geimpft werden, das ist ja Pflicht. Das machen wir sowieso schon jedes Jahr. Aber jetzt mit dem Abstrich, der jetzt von uns verlangt wird, kommen unglaubliche Kosten auf uns zu und ein Aufwand, der eigentlich gar nicht zu bewältigen ist. Man muss einen Tierarzt bestellen, der dann den Abstrich macht. Die Tiere müssen bis zur Ausstellung separat gehalten werden. Und wenn wir dann Pech hätten und unter Umständen ein krankes Tier dabei wäre, dann würden die zu uns nach Hause kommen und alles töten, was Federn hat. So schlimm ist das. Aus diesem Grunde wird das wohl kein Züchter machen. Einige werden daraufhin sicherlich keine Lust mehr auf Züchtung und die damit verbundenen Repressalien haben. Dann werden die Rassen und das Erbgut, was aber für die Wirtschaftsgeflügelzucht gebraucht wird, verloren gehen.« So gab es daraufhin in Eichow eben nur 125 Tauben und einige Kaninchen zu bewundern. Kati Gullasch, Züchterin aus Eichow, ist seit mehreren Jahren aktiv im Verein und zugleich verwundert sowie verärgert über das Vorgehen des Landkreises Spree-Neiße. »Sehr gerne hätte ich meine Vorwerk- Zuchthühner ausgestellt. Nun durfte ich das nicht, was ich sehr traurig finde. Einerseits hätte es die Zuchtschau bereichert und andererseits konnten wir somit nichts für den Erhalt dieser seltenen Rasse tun.« Die Rasse steht mittlerweile auf der »Roten Liste«.

Reihenweise Absagen

Auch Wolfgang Dubrau, Vorsitzender des Rassegeflügelzuchtvereins Forst e.V und Preisrichter, sagt: »Ich würde es noch einsehen, wenn diese Verordnung für Großveranstaltungen gelten würde. Aber für unsere Vereinsschauen ist das schon traurig. Wir kämpfen schon so mit Überalterungen und freuen uns über jeden Neuen oder jeden Jugendlichen, den wir haben. Jetzt sind alle enttäuscht.« Nur wenige Ausstellungen werden stattfinden, befürchtet Wolfgang Dubrau. »Denn wenn sich kein Züchter bereiterklärt, eine Tupferprobe zu machen, dann können wir auch keine Ausstellungen machen. Unsere Vereinsschau in Forst habe ich nun auch abgesagt. Wir hatten bereits vieles vorbereitet und jede Menge Geld ausgegeben. Acht Ehrenbänder hatten wir für unsere Ausstellung schon bestellt. Da diese mit einer Jahreszahl gekennzeichnet sind, können wir diese nicht weiter nutzen und nun in den Wind schreiben.« Burg und Vetschau haben ihre Ausstellungen ebenfalls abgesagt. Calau macht noch eine reine Taubenschau. »Was bleibt auch weiter übrig. Damit wird die ehrenamtliche Arbeit kaputt gemacht«, so Wolfgang Dubrau. In Eichow zeigte sich auch Karsten Schreiber, Bürgermeister der Gemeinde Kolkwitz, verwundert über das Vorgehen des Landkreises, zumal weder im Kreisgebiet noch im ganzen Land aktuell ein Fall der Vogelgrippe bekannt ist.

Die neue Allgemeinverfügung wurde aufgrund der Geflügelpest- Lage bei Wildvögeln in Brandenburg erlassen und legt zusätzliche Maßnahmen fest, die bei Geflügelausstellungen und im Geflügelhandel verpflichtend sind.


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