

Rund 150.000 Menschen beim Stadtfest, rund 30.000 beim Jubiläums-Fischerfest in Peitz: Damit können Sie doch eigentlich zufrieden sein, oder? Der Besucherstrom bei beiden Veranstaltungen war ungebrochen, Händler und Schausteller waren zufrieden. Das ist für uns als Agentur das Wichtigste, denn die zahlen das Geld. Gerade im Vorfeld des Stadtfestes gab es Kritik, das Programm wäre alljährlich fast gleich und bei der Gestaltung des Festgeländes gebe es auch keine Abwechslung, alles sei da, wo es immer ist. Es ist aber gewollt, dass jeder Händler an seinem angestammten Platz stehen möchte. Am Altmarkt wechseln die Geschäfte und Restaurants ja auch nicht jedes Jahr. Die Cottbuser sagen trotzdem nicht, der Altmarkt ist immer derselbe. Genau so ist es beim Stadtfest: Würde ich nun jedes Mal die Stände anders positionieren, würde der gleiche Besucher, der jetzt meckert, sagen: Ich habe meinen Lieblingsstand nicht gefunden. Jetzt habe ich die Bratwurst eben woanders gegessen. Und was sagen Sie zur Kritik am Programm des Cottbuser Stadtfestes? Jedes Jahr das Gleiche ist natürlich falsch. Klar gibt es immer markante Punkte und vorgegebene Grenzen durch die einzelnen Bühnen. Allerdings hatten wir in diesem Jahr auch viel Neues zu bieten, etwa einen Countryworkshop, der sehr gut angenommen wurde. Außerdem wird es angesichts steigender Preise und Gagen immer schwieriger, namhafte Acts nach Cottbus zu holen. Wie erklären Sie sich die Kritik am Programm, die ja vor allem im Internet aufkam? Es wird immer Leute geben, die was zu meckern haben. Meistens verstecken die sich dann im Internet hinter irgendwelchen erfundenen Namen und wettern gegen alles und jeden. Solche Kritik nehme ich nicht ernst. Als Alternative gibt es ja auch noch Vereine, die auftreten könnten. Meinen Sie, es würde auch nur ein Verein beim Stadtfest umsonst für mich arbeiten wollen? Wenn Vereine zu einem geringeren Satz, ich betone nicht unentgeltlich, auftreten würden, könnten wir das eingesparte Geld in bessere Künstler investieren. Ich mache den Vereinen jedoch keinen Vorwurf, auch sie sind auf Einnahmen angewiesen. Etwas mehr Verständnis wäre aber schon angebracht. Ein Vorschlag, der im Internet aufkam, war es, online über Künstler abzstimmen, die beim Stadtfest auftreten. Wie stehen Sie dazu? Man könnte das probieren, allerdings sehe ich dabei mehr Probleme als das es nützt. Die Frage ist doch, stimmen da 100 oder 1.000 Leute ab? Ab welcher Zahl ist es eine Mehrheit und was ist mit denen, die nicht online abstimmen wollen oder können? Da kommen dann Vorschläge von Bands, die einer gut findet und viele andere sagen: Das geht ja gar nicht. Diesen Spagat halte ich für schwierig. Gehen würde es höchstens, wenn man die Auswahl vorgibt. Ist das auch ein Grund dafür, warum es vor drei Jahren doch nicht zum Auftritt der Rammstein-Coverband Stahlzeit gekommen ist? Wir hatten damals die Idee, die Band auf dem Platz vor der Oberkirche auftreten zu lassen. Hier kommt der nächste Aspekt in dieser Frage hinzu: Sicher könnten viele darüber abstimmen, dass sie Stahlzeit sehen wollen. Aber das letzte Wort, auch in diesem Fall vor drei Jahren, hat immer die Stadt als Veranstalter Also hat die Stadt vor drei Jahren den Auftritt abgelehnt? Genau! Mit welcher Begründung? Die Stadt fand es für das eigene Image unpassend, eine Band spielen zu lassen, die mit teilweise fraglichen Texten auftritt. Aber ich kenne kein Rammstein-Lied, das verboten ist. Und das ist der Unterschied. Wenn ich sie nicht will, dann nehme ich sie nicht. Das hat die Stadt mir gegenüber damals klargestellt. Haben Sie aus dieser Erfahrung gelernt? Meine Aufgabe ist es nicht, alle Lieder eine Band zu kontrollieren. Um da in keine wie immer geartete Ecke gestellt zu werden, haben wir daraus gelernt, fragwürdige Bands nicht mehr beim Stadtfest auftreten zu lassen. Wie sah das Feedback der Händler, Schausteller und Gastronomen beim Stadtfest und Fischerfest aus? Ein Großteil hat sich sehr positiv geäußert. Für uns hat das den Vorteil, dass wir uns um deren Teilnahme im nächsten Jahr keine Sorgen mehr machen müssen. Das klingt doch wirtschaftlich ganz ordentlich. Die Händler sorgen für die Grundlage. Allerdings kämpfen wir in anderen Bereichen mit ständig steigenden Kosten. In welchen? Nicht nur die Künstler werden immer teurer. Auch die Nebenbelastungen wie Plakatieren, Müllentsorgung oder Strom nehmen Jahr für Jahr zu. Welche Erfahrungen nehmen Sie für Fischerfest und Stadtfest 2014 mit? Ich sehe unser Konzept bestätigt, so dass wir auch nächstes Jahr daran festhalten. Kritik gibt es immer, denn alle können wir nicht glücklich machen. Nur ein Beispiel: Wenn ich ein Konzert nur eines Künstlers organisiere, dann ist es einfach: ich brauche nur diejenigen glücklich machen, die den Künstler sehen möchten. Wir müssen viele glücklich machen: Händler, die Stadt als Ausrichter und die Besucher. Angesichts unterschiedlicher Interessenslagen wird es da immer welche geben, die meckern. Damit können wir leben, für Vorschläge sind wir jederzeit offen. Zum Abschluss bitte einige Worte zum Cottbuser Weihnachtsmarkt, für dessen Programm Ihre Agentur ja ebenfalls zuständig ist. Stattfinden wird er dieses Jahr vom 27. November bis 23. Dezember stattfinden. Wir sind schon jetzt dabei, einige Ideen umzusetzen. Zum Beispiel? Wir planen inhaltliche Dinge noch stärker auszubauen, darunter einen Kindertag oder einen Tag für Senioren bestimmter Stadtteile. Außerdem planen wir, Kinder eines Kinderheims einzuladen und einen Schaustellertag am Mittwoch zu etablieren. Zudem denken wir über eine Glühwein-Bonus-Aktion nach. Für das Gespräch bedankt sich: Jan Hornhauer Foto: Stadtfest 2013 auf dem Altmarkt Cottbus. Foto: Michael Helbig