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Uwe Schieferdecker/ck

Ludwig Richter – der volkstümliche Superstar

Dresden. Vor 140 Jahren, am 19. Juni 1884, verstarb der Maler Adrian Ludwig Richter. Zu Lebzeiten war er eine Art Superstar - nicht zufällig steht er in der Mitte des bürgerlichen Trosses im Dresdner Fürstenzug.

Geboren wurde Ludwig Richter am 28. September 1803 in der Friedrichstadt. Das Geburtshaus in der Friedrichstraße 44 überdauerte bis heute. Das stattliche Landhaus erinnert daran, dass das spätere Arbeiterviertel um 1800 noch gutbetuchten Dresdnern als Sommerfrische diente. Seine künstlerische Laufbahn wurde Richter gewissermaßen in die Wiege gelegt: Bereits Großvater Heinrich Carl und Vater Carl August Richter wirkten als Kupferstecher. Die beiden stammten ursprünglich aus Wachau. Der Ort befindet sich am Seifersdorfer Tal, das um 1800 in einem Land-schaftsgarten verwandelt worden war. Bei Besuchen entdeckte der junge Ludwig wohl eine Leidenschaft für das Romantische.

Die ersten Sporen verdiente sich Ludwig in der väterlichen Werkstatt, um dann ein Studium an der Dresdner Kunstakademie zu beginnen. Die Einladung des russischen Fürsten Narischkin führte Richter als Zeichner 1820/21 nach Paris und Südfrankreich. Einige seiner Werke erhielt die russische Zarin Elisabeth Alexejewna als Geschenk. Den jungen Künstler prägten in besonderem Maße die Jahre in Rom, die ihm der Dresdner Verleger Johann Christoph Arnold ermöglichte. Die Freund-schaft mit dort lebenden Künstlern wie Ernst Ferdinand Oehme, Carl Gottlieb Peschel oder Julius Schnorr von Carolsfeld befruchtete ihn als Landschaftsmaler. Aus dieser Zeit stammen bedeutende Bilder wie »Der Watzmann« oder »Tal bei Amalfi«.

 

Bilder und Stiche voller Idylle und Romantik

 

Nach der Rückkehr aus Italien fand Richter 1828 eine Anstellung als Zeichenlehrer an der Porzellanmanufaktur Meißen. Heute findet der Besucher auf dem Weg über die Burgfreiheit zu Dom und Burg eine Tafel, die an seine damalige Wohnung erinnert. In dieser Zeit entdeckte er auf zahlreichen Wanderungen die heimatliche Landschaft für seine Kunst. Bei heutigen Kunstwerken hat der gemeine Bürger oft so seine Schwierigkeiten in der Deutung, was der Künstler eigentlich darstellen wollte. Ludwig Richter, ab 1841 Professor an der Dresdner Kunstakademie, schuf über 2.000 Holzschnitte für Märchenausgaben, Liedersammlungen, für die »Deutschen Volksbücher« und »Fürs Haus«. Seine Bilder und Stiche standen für Idylle und Romantik. Dabei störte es die Menschen wenig, dass er manche Details schön-färbend überhöhte. Kein deutscher Künstler konnte es damals mit seiner Bekanntheit aufnehmen!

In der Dresdner Galerie findet sich der durch Richard Wagner angeregte »Brautzug im Frühling«, für den Richter 1855 auf der Pariser Weltausstellung mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde. Heute noch bekannter ist die »Überfahrt über die Elbe am Schreckenstein bei Aussig«. Das Gemälde ist gleichfalls in der Gemäldegalerie beheimatet.

Der Künstler fühlte sich zu dem Villenvorort Loschwitz hingezogen. 1852 nahm Richter erstmals sein Sommerquartier auf dem Weinberg der Familie Kotzsch. Sohn August Kotzsch (1836-1910) wurde einer der bedeutendsten Dresdner Fotografen des 19. Jahrhunderts. In den 1860er Jahren fertigte Ludwig Richter nach dessen Fotografien volkstümliche Stiche.

Den großen Erfolg, vor allem zu Lebzeiten, verdankte der Künstler seinen phantasievollen und spätbiedermeierlichen Bildern. Ein akutes Augenleiden sollte 1873 seine Malerkarriere beenden. Schon 1869 hatte Richter begonnen, sein Leben in den »Lebenserinnerungen eines deutschen Malers« niederzuschreiben. Sein Sohn brachte das Werk 1885 zur Veröffentlichung. Da war der große Romanti-ker bereits nach schwerer Krankheit verstorben. Mit einem prunkvollen Staatsbegräbnis geleitete die Heimatstadt Dresden ihren Ehrenbürger 1884 in der Friedrichstadt zu Grabe.


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