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Carola Pönisch

Radebeul: Kleinkunstfest im Sommer

: Drei Familien schildern, wie sie seit 2002 zu einer tollen Mietergemeinschaft auf der Dresdner Straße 48 in Radebeul zusammengewachsen sind. Höhepunkt des Jahres sind ein Kleinkunstfest im Sommer mit über 100 Gästen und das gemeinsame Weihnachtsessen H
Am 19. August findet das diesjährige Kleinkunstfestival in der Hausgemeinschaft statt. Zu diesem Ereignis, das jedes Jahr im Sommer stattfindet, kommen um die 100 Freunde und Familienangehörige in der Dresdner Straße 48 zusammen. Foto: Hausgemeinschaft

Am 19. August findet das diesjährige Kleinkunstfestival in der Hausgemeinschaft statt. Zu diesem Ereignis, das jedes Jahr im Sommer stattfindet, kommen um die 100 Freunde und Familienangehörige in der Dresdner Straße 48 zusammen. Foto: Hausgemeinschaft

  In unserem orangen Haus in Radebeul leben drei Familien. Gemeinsam kauften und sanierten wir dieses Haus im Jahr 2002. Aber schon vorher wohnten wir drei Familien in einer Mietergemeinschaft zusammen mit anderen Mietern in einem Haus auf der Radebeuler Sidonienstraße. Dort entstand die Idee für etwas Gemeinsames Unabhängiges, da wir einzeln nicht die nötigen Finanzen für etwas ganz Eigenes zur Verfügung hatten. Also kauften wir auf der Dresdner Straße 48 ein altes Haus und renovierten es mit Unterstützung externer Firmen, aber auch durch viele Arbeitseinsätze in Eigenleistung. Alle drei Parteien hatten und haben natürlich bei den nötigen Entscheidungen Mitsprache- und Stimmrecht zu gleichen Anteilen. Bereits während der Bauphase wurde deutlich, dass wir gut in der Lage sind, Entscheidungen zu diskutieren, abzuwägen und so abzustimmen, dass sich in der Regel niemand ausgegrenzt fühlt. Diese Kompetenz hat sich bis heute gehalten. Natürlich gibt es Zustände, über die sich geärgert wird (z.B. die unaufgeräumte Werkstatt im Keller oder rumliegende Gegenstände im Garten), aber es ist möglich dies anzusprechen und zu klären. Auch war die Einteilung des Gartens in einen allgemeinen Bereich und drei  Sitzplätze oder die Aufteilung der Wohnungen oder die Wahl der Farbe des Hauses nie problematisch. Natürlich finden in so einer Hausgemeinschaft Arbeitseinsätze statt. Bei uns sind es meist so drei bis vier pro Jahr, die in stattfindenden Haustreffs vorbereitet und geplant werden. Anfallende Arbeiten außerhalb dieser Arbeitseinsätze liegen in konkreten Verantwortlichkeiten, so z.B. für das Bereitstellen der Mülltonnen oder für die finanzielle Abrechnung. Nichtsdestotrotz finden sich immer wieder Hausbewohner/innen, die mal ohne „Auftrag" den Rasen mähen, den Garten gießen oder die Hecke schneiden. Jede/r hält die Augen offen und packt mit an, wenn es nötig ist. In den Pausen der Arbeitseinsätze wird gemeinsam gegessen und gequatscht und manchmal im Anschluss auch der Grill angeworfen. Alle neun Kinder der aktuellen Hausgemeinschaft besuchen die Freie Waldorfschule Dresden. So ergeben sich neben der Haus- auch noch Fahrgemeinschaften mit dem Bus oder dem Fahrrad in die Schule. Und alle Kinder sowie alle Erwachsenen erhalten zu ihren Geburtstagen von den anderen Geschenke, und es wird gemeinsam gefeiert. Da die Bewohnerin des Erdgeschosses als Tagesmutter in ihren privaten Wohnräumen arbeitet, ist es für die anderen Bewohner eine Selbstverständlichkeit darauf zu achten, dass während der Mittagszeit Ruhe im Haus herrscht oder einen Blick auf geschlossene Gartentore zu haben. Zwei Kinder des Hauses gingen in die Tagesbetreuung dieser Bewohnerin. Die schon etwas älteren Kinder des Hauses halten sich in ihrer Freizeit gern bei den kleinen Tageskindern auf und spielen mit ihnen. So sind bereits ganz innige Kinderbeziehungen entstanden. Grundlage für das Kennenlernen der erwachsenen Hausbewohner/innen war das gemeinsame Singen in der Chorbühne Tritonus Dresden. Noch heute singen die drei Frauen des Hauses in dem Chor. Nicht betont werden muss in unserer Gemeinschaft, dass wir uns natürlich mit Lebensmitteln aushelfen, wenn nötig, sowie in der Urlaubszeit die Pflanzen der Nachbarn gießen, die Fische, Schildkröte oder Meerschweinchen füttern oder den Briefkasten leeren. Das Highlight aller gemeinschaftlichen Aktivitäten bildet unser Kleinkunstfest, welches wir seit mehreren Jahren im Sommer in unserem Hof organisieren. Zu diesem Fest erscheinen um die 100 Menschen aus unserem Freundes- und Verwandtenkreis, um im Zeitraum von ca. 16 bis 23 Uhr kleinkünstlerische Darbietungen vorzustellen. Auf unserem Nebengebäude steht das Buffet, welches von allen mit mitgebrachten Köstlichkeiten bestückt wird. Wir als Hausgemeinschaft bereiten am Tag des Festes die Bühne mit den Sitzgelegenheiten vor, studieren ein Intro-Stück ein (ein Lied unterschiedlichen Genres, z.B. Rap, Musical, Schlager oder Kampflied mit selbstgedichtetem Text dazu) und räumen am Tag darauf gemeinsam wieder auf. Hierbei sind alle Hausbewohner/innen – auch die Kinder - gleichermaßen aktiv und voller Freude beteiligt. Wir fügen ein Einladungsfoto für das aktuelle Kleinkunstfest bei. Ein weiterer Höhepunkt des gemeinschaftlichen Lebens ist die Weihnachtszeit. Am 24.12. findet in unserem Hof ein Krippenspiel mit Verkleidung, Texten und Gesängen statt, gestaltet von fast allen Hausbewohner/innen. Hinzu kommen Gäste aus dem Freundes- und Verwandtenkreis, die sich das Schauspiel ansehen und hinterher mit Glühwein und Plätzchen bewirtet werden. Danach ziehen sich alle Hausbewohner/innen in ihre Wohnungen zurück, um im eigenen Kreise die Bescherung zu begehen und zu feiern. An einem der Weihnachtsfeiertage trifft sich die Haugemeinschaft erneut, um ein Festessen zu schlemmern. In den vergangenen Jahren war dies meist ein riesiger Truthahn, letztes Jahr Reh, Hirsch und Hase. Alle sind an der Vorbereitung beteiligt und die Arbeiten werden aufgeteilt. Einige Tage vorher werden Wichtellose gezogen, so dass zu einer Bescherung auch noch kleine Geschenke verteilt werden. Und nach dem Essen und Bescherung wird gespielt, z.B. Activity. Erwähnenswert finden wir, dass die drei Paare unserer Hausgemeinschaft seit über 20 Jahren in harmonischer Beziehung jeweils zusammen leben. Auch das ist in heutigen Zeiten keine Selbstverständlichkeit.


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