Wikipedianer erobern die Landeshauptstadt
Während die meisten Menschen das Internet-Lexikon Wikipedia regelmäßig nutzen, um ihr Wissen aufzufrischen, wissen Wikipedianer alles über das Nachschlagewerk. Einmal im Jahr trifft sich die deutschsprachige Fangemeinschaft, um über aktuelle Themen rund um Wikipedia zu diskutieren und sich persönlich auszutauschen. „Das reale Kennenlernen ist ein wichtiger Punkt, weil sonst nur online kommuniziert wird“, sagt Steffi Eckold, eine der Organisatoren des Treffens. „Dabei stellen wir immer wieder fest, dass sich hinter den Autoren, Fotografen und Technikern keine Freaks und Nerds verstecken, sondern ganz normale Menschen“. Seit Jahresanfang sind bis zu 15 Wikipedianer mit der Vorbereitung der Veranstaltung beschäftigt. Sie findet zum ersten Mal in den neuen Bundesländern statt. Das Hygienemuseum wird vom 18. bis 20. September drei Tage lang zur WikiCon der Treffpunkt sein. Die Dresdner Community gehört seit mittlerweile zehn Jahren zu den aktivsten unter den Wikipedianern. Neben dem monatlichen Stammtisch werden spezielle Projekte, auch in Zusammenarbeit mit der Stadt, umgesetzt. So gibt es für Dresden ein eigenes Stadtwiki, in dem man mehr über Elbflorenz erfahren kann. Mehr als 1,8 Millionen Einträge hat die bekannte Enzyklopädie, die für viele Schüler oft die erste Anlaufstelle ist, um Informationen für die Hausaufgaben zu recherchieren. Basis für die Fülle an Artikeln ist die Möglichkeit, dass im Prinzip alle einen Inhalt neu anlegen oder bearbeiten können. „Wikipedia ist ein offenes Projekt, es wächst permanent und ist deshalb so spannend“, zeigt sich René Mettke begeistert. Für neue Schreiber gibt es Unterstützung und ein Mentorenprogramm. „Wir merken, dass manch einer Angst hat, etwas kaputt zu machen“, so Mettke, doch viel passieren kann nicht. Die Leserschaft ist so aufmerksam, dass Fehler oder Sinnloseinträge bei Wikipedia innerhalb weniger Minuten bearbeitet oder gelöscht werden. Als guten Artikel ordnen Steffi und René diejenigen ein, die sie „OMA-tauglich“ nennen, also Nutzer „ohne maximale Ahnung“ nach dem Lesen schlauer sind. Die meisten Inhalte sind allgemeinverständlich geschrieben, es gibt aber auch gehobene Fachtexte. Wikipedianer kann jeder werden, sollte es aber nicht. „Es ist vor allem ein Gemeinschaftsprojekt“ weist Steffi Eckold hin. „Wer nicht zusammenarbeiten kann, passt auch nicht rein.“ Steffi Eckold und René Mettke haben mit ihren Mitstreitern die WikiCon in Dresden auf die Beine gestellt. Foto: Pohl