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Birgit Branczeisz

Kaminklettern an der Festung Königstein

Königstein. Alle Wagemutigen dürfen erstmals selbst hochsteigen.

Am 19. März lädt Festungschef André Thieme jedermann zum sogenannten Kamin-Klettern ein.

Am 19. März lädt Festungschef André Thieme jedermann zum sogenannten Kamin-Klettern ein.

Bild: Marko Förster

Im jugendlichen Überschwang kletterte der 17jährige Schornsteinfegergeselle Sebastian Abratzky im März 1848 ohne Hilfsmittel in einer Felsspalte zur Festung Königstein hinauf. Dafür bekam er zwar, oben angekommen, drei Tage Festungshaft – aber Abratzy ist der einzige, der dem Mythos der Uneinnehmbarkeit der Festung ein Schnippchen geschlagen hat. Zum 175. Jubiläum dieser kühnen Tat können Wagemutige seinen Spuren erstmal gesichert folgen – und sogar die Festungsmauern übersteigen. Natürlich ungestraft. Am 19. März lädt Festungschef André Thieme jedermann zum sogenannten Kamin-Klettern ein.

Ein Ereignis, das sicher für große Emotionen rund um die Festung sorgen wird und genau das, was der neue Festungschef möchte: für diesen Ort 247 Meter über der Elbe begeistern und das 9,5 Hektar große Plateau mit seinem Ensemble aus mehr als 50 Bauwerken verschiedener Epochen zu einer einzige Entdeckung machen.
Wie ein Abenteuerbuch lesen sich denn auch die Angebote für dieses Jahr. Nachdem die Figur des Beamten, der die Münzen im Schatzhaus zählt, zu beliebtesten Fotomotiv avanciert ist, geht die Präsentation hin zum Erlebnisse schaffen, spielen, anfassen und agieren.

Zum Beispiel wenn ein elfjähriger hochbegabter Orgelspieler in der Kirche in einer weiteren Mediastation sein Instrument erklärt und spielt oder sächsische Soldaten vom Verein „Living History“ vor aller Augen das 19.Jh. an zwei Wochenenden auf der Festung nachleben - zum Anfassen nah für alle Besucher. Natürlich darf der Kanonendonner überm Elbland nicht fehlen, bei dem Vereine ihre Kanonen im August selbst abfeuern dürfen. Genauso wie die Schweden, die Königstein einnehmen und hier im Juni lagern. Das ist zwar historisch nie passiert, aber ein so eindrücklich, dass die Festungsmacher darauf nicht verzichten möchten.

Die Szenerie wird aber erstmals interaktiv begleitet, sodass die Gäste mehr über den historischen Hintergrund erfahren und sich mit den Historiendarstellern austauschen können.

 

Mediale Zeitschleuse

 

Neben den klassischen Schauen, wie das neue Miniaturmodell des Waffensaals mit dem Inventar von 1647, das im Sommer vom Künstler Paul Wells aus Großbritannien kommen wird, spielt die Gamification, also Spielifizierung, eine immer größere Rolle. So gibt es einen neuen 3D-Rundgang durch die Festung mit Schauspieler Hendrik Duryn, bekannt aus der RTL-Serie „Der Lehrer“. Er wird Festungsgeschichte(n) erzählen. Die Szenen sind alle eingespielt und auch auf YouTube zu hören.

Ein ganz spannendes Projekt gibt es im Geschossmagazin, ehemals Pulvermagazin und mit all seinen Umbauten 200 Jahre Festungsgeschichte. Der Bunker wird zur „Zeitschleuse“, in die der Besucher medial eintritt, um durch die Zeit zu fallen. „Wir arbeiten gerade an der Story“, schmunzelt André Thieme. Be-Greifen können auch die Jüngsten, wie man eine Festung baut – mit Riesen-Klemmbausteine von Maxoli Bricks aus Pirna in einem fünf Mal fünf Meter großem Sandkasten. Mit dabei ein deutscher Lego-Meister.

Wem das nicht aufregend genug ist, der kann ja wieder klettern kommen: Am 18. Juni und am 17. September will die Festung nochmals an den tollkühnen Schornsteinfegergesellen erinnern – diesmal können sich Besucher von erfahrenen Kletterern von oben abseilen lassen.

Weitere Infos unter: www.festung-koenigstein.de


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