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Riesaer Schüler fordern mehr Lehrer!

Riesa. Mit einer besonderen Aktion starteten die Schüler und Lehrer der Oberschule »Am Sportzentrum« in die Ferien: Sie wollen mehr Lehrer! Dafür haben sie sich mit Plakaten und Bannern vor der WT-Arena versammelt und wollen auf die Missstände aufmerksam machen.

In den letzten Schultagen dieses Schuljahres machen die Mädchen und Jungen gemeinsam mit ihren Lehrern der Oberschule »Am Sportzentrum« auf die hohe Stundenausfallzeit und den Lehrermangel an ihrer Schule aufmerksam.

In den letzten Schultagen dieses Schuljahres machen die Mädchen und Jungen gemeinsam mit ihren Lehrern der Oberschule »Am Sportzentrum« auf die hohe Stundenausfallzeit und den Lehrermangel an ihrer Schule aufmerksam.

Bild: Farrar

 Nach ihrem Sportfest trafen sich die Schüler und Lehrer der Oberschule »Am Sportzentrum« vor der WT-Arena und packten ihre Plakate und Banner aus. Darauf stand zu lesen: »Wir suchen einen Sportlehrer«, »Ohne Bildung keine Zukunft« oder »Physiklehrer dringend gesucht!« Und das beschreibt die aktuelle Lage an der Oberschule in Riesa ganz genau. »Wir benötigen dringend neue Kollegen, um alle Unterrichtsstunden nach Lehrplan absichern zu können. Vor allem im Bereich Sport und in den Naturwissenschaften konnte dies in diesem Schuljahr nicht gewährleistet werden«, erklärt Schulleiter Edmund Weigel.

 

Nach Absprache mit dem Kultusministerium musste der Unterricht so verteilt werden, dass die Abschlussklassen Priorität genießen. Die jüngeren Jahrgänge brauchen aber gerade im Sportunterricht die Bewegung als Ausgleich zum Stillsitzen im Schullalltag.

 

Von den 25 Lehrern der Schule waren langfristig nur noch 22 für mehr als 360 Schüler im Einsatz. »Ist dieser Personalmangel von Dauer, dann geht das auch zu Lasten der anderen Kollegen, die über längere Zeit versuchen, die Fehlstunden im Stundenplan zu vertreten«, so der Direktor. Als kreativen Ausgleich wurde ein GTA-Angebot Naturwissenschaften ins Leben gerufen, in dem die Schüler nicht ganz den Kontakt zu Physik, Chemie und Biologie verlieren sollten.

 

Probleme sind nicht kurzfristig lösbar

 

Unzufrieden sind die Lehrer auch mit dem Bildungssystem, seiner Organisation, Ausstattung und Absicherung. »Wir brauchen langfristig Lehrer, die auch hier im eher ländlichen Raum bleiben wollen. Leider liegt Riesa geografisch gesehen nicht sehr vorteilhaft und wenig attraktiv für Studenten, die ihr Studium in Dresden oder Leipzig verbracht haben. Außerdem haben die Studieninhalte meist wenig mit dem Arbeitsalltag als Grundschul- oder Oberschullehrer zu tun und sind weit weg vom anspruchsvollen Mathematik- oder Physikstudium, das absolviert werden muss«, gibt der Schulleiter zu bedenken. Der Wissenserwerb und der Umgang mit Schulbildung habe sich in den vergangenen Jahren komplett geändert. Dies könne unser Bildungssystem nicht leisten. Man müsse bereits im Gymnasium anfangen, die künftigen Lehrer für die Schule auszubilden, wo sie gebraucht würden. Auch der nationale Bildungsbericht wirft ein Schlaglicht auf die riesigen Baustellen in der Bildungskrise. Dazu zählen auch die Überforderung von Schulen durch Zuwanderung und ein rasanter Leistungsabfall bei einhergehendem Lehrermangel.

 

Der Mangel betrifft in Kürze nahezu alle Schulen, denn die Einrichtungen, in denen derzeit noch alle Stunden absolviert werden können, müssen Lehrer an die Schulen verleihen, in denen einige Fächer sonst über Monate ausfallen würden. Der sprichwörtliche »Flickenteppich« wird also immer größer. Mit dem Aufmarsch vor der WT-Arena wollten die Schüler Aufmerksamkeit erregen und haben dafür extra Plakate gemalt.

 

Unterrichtsausfall im Landkreis Meißen in Zahlen

 

In der Oberschule »Am Sportzentrum« sind im Schulhalbjahr 2023/ 2024 1.816 Unterrichtsstunden ausgefallen. Das sind laut der »Datenbank Unterrichtsausfall« des sächsischen Ministeriums 19,2 Prozent Ausfallstunden. Keine andere Oberschule im Landkreis Meißen war von so starkem Lehrermangel betroffen. Damit liegt die Riesaer Oberschule weit über dem Durchschnitt des Landkreises Meißen mit 8,4 Prozent und gar dem Freistaat Sachsen mit 7,2 Prozent.

Bei den Grundschulen waren die Grundschule Rausslitz-Nossen (12,1 Prozent), die Arita-Grundschule Meißen (10,9 Prozent) und die 1. Grundschule Großenhain (10,8 Prozent) die Ausfall-Spitzenreiter. Auch hier beträgt der Durchschnitt für den Landkreis und den Freistaat bedeutend weniger und liegt bei 4,4 Prozent.

Bei den Gymnasien ist das Meißner Franziskaneum der Ausfall-Spitzenreiter im Landkreis (9,9 Prozent). Übrigens gibt es auch eine Einrichtung mit 0,0 Prozent Ausfall: Das Sächsische Landesgymnasium Sankt Afra – Hochbegabtenförderung Meißen.

 

Warum fällt der Unterricht aus?

 

Die Gründe für die Ausfälle sind meist sehr vielfältig und reichen von kurzfristiger Krankheit bis zu langwierigen Erkrankungen oder Operationen, Unfällen oder Kuraufenthalten. Das Problem wird sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen, denn bis 2030 soll es deutlich mehr Schüler geben, die beschult werden müssen. Die Prognose des Kultusministeriums geht von einer anhaltend hohen Geburtenrate und weiteren positiven Wanderungssaldos sowie Zuzug aus. Die Prognose wird seit 2016 alle zwei Jahre erstellt, um eine bessere Planungsgrundlage zu erreichen. (www.schule.sachen.de )


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