Müller/ Farrar

Neuer Viertelmeilenstein

Großenhain. Ein Skassaer legte an der Hohen Straße den Grundstein für die sächsische Kartographie. Daran erinnert jetzt der neue Vietelmeilenstein.

Steinmetzmeister Andreas Hain (l.) und Bernhard Elsner am neuen Viertelmeilenstein an der Hohen Strasse in Großenhain.

Steinmetzmeister Andreas Hain (l.) und Bernhard Elsner am neuen Viertelmeilenstein an der Hohen Strasse in Großenhain.

Bild: Müller

»Ich fahre oft von meinem Heimatort Riesa zu meiner Schwester in die Lausitz«, erzählt Bernhard Elsner und erklärt weiter: »Da das eine als Postkurs Leipzig-Breslau bezeichnete historische Route ist, sehe ich da immer einige Markierungssteine aus dem frühen 19. Jahrhundert. So entstand die Idee, mit einer persönlichen Initiative zur Vervollkommnung der »Beschilderung« dieser Route beizutragen.« Er zählt die Orte Quersa, Schönfeld und Thiendorf auf, in denen sich einige Sandsteinstelen in der näheren Umgebung befinden. Doch er wollte quasi eine »eigene«. Elsner bat also die Gratulanten seines letzten runden Geburtstages um Spenden dafür. Mit diesem Geld finanzierte er den neuen Stein. Ende August installierte dann die Firma Sandsteinsanierung Hain aus Meißen auf Anregung des Kursächsischen Postmeilensäulen e.V. die Nachbildung eines Kursächsischen Viertelmeilensteines an der Hohen Straße in Großenhain.

 

Nahezu originaler Standort der Handelsstraße

 

Er steht nun am Eingang zum Sportpark Husarenviertel, zirka 100 Meter vom ursprünglichen Standort entfernt. Andreas Hain und seine Mannen haben reichlich Erfahrungen mit den Markierungssteinen, denn sie errichteten bereits 16 Stück davon neu. Der Stein an der Hohen Straße zeigt die Jahreszahl »1722«. Das ist das Jahr, in dem der erste Stein dort aufgestellt wurde.

 

Im 18. Jahrhundert errichtete man die ersten Kursächsischen Postmeilensäulen in Sachsen. Das geschah auf Befehl von Kurfürst Friedrich August I. (1670-1733), der als August II. auch König von Polen war. So entstand das erste flächendeckende europäische Verkehrsleitsystem an den damaligen überregionalen Verkehrswegen nach römischen Vorbild. »Der Kurfürst gab aber nur die Anweisung zu dieser Aktion, die Kommunen mussten damals die Steine selbst finanzieren«, informiert Elsner. Die Stadt Großenhain bezahlte heute die Pflastersteine, auf dem der Stein steht, stellt das Land zur Verfügung und gab kurzfristig die Baugenehmigung.

 

Durch die Röderstadt gingen mehrere bekannte Straßen, so die »Via Regia«, der Pilgerweg von Kiew nach Santiago de Compostela sowie der Handelsweg »Hohe Straße«. Die Grundlage für die Einführung der sächsischen Postmeilensäulen bildeten die kartografischen Arbeiten des Pfarrers Adam Friedrich Zürner aus Skassa.

 

Karte von Großenhain inspirierte August den Starken

 

Zürner hatte eine Karte von Großenhain angefertigt, durch die August der Starke auf ihn aufmerksam wurde. Nach weiteren kartografischen Arbeiten erteilte ihm der Kurfürst am 12. April 1713 den Auftrag, die topografische Erfassung der kursächsischen Gebiete durchzuführen. Das umfasste neben dem Kernland auch die kursächsischen Anteile einiger Grafschaften.

 

Das entstandene Kartenmaterial blieb aus militärischen Gründen mehrere Jahrzehnte weitestgehend geheim. Nur das Ergebnis der wenige Wochen später erfolgten Erweiterung des Vermessungsauftrages - die Erstellung einer verbesserten Post-Landkarte - ließ der Kurfürst veröffentlichen.

 

Die erstmals 1718 publizierte Chur-Sächsische Post-Charte blieb mit Nachauflagen sogar bis ins 19. Jahrhundert in Gebrauch.

 


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