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100 Jahre Spielmannszug Zabeltitz

Großenhain / Zabeltitz. Es geht die Legende, dass alle Zabeltitzer den Mitgliedsantrag für den Spielmannszug nach der Geburt gleich in die Wiege gelegt bekommen.

Die Erwachsenenabteilung des Zabeltitzer Spielmannzug errang bei den diesjährigen Sächsischen Meisterschaften auf eigenem Platz die Silbermedaille.

Die Erwachsenenabteilung des Zabeltitzer Spielmannzug errang bei den diesjährigen Sächsischen Meisterschaften auf eigenem Platz die Silbermedaille.

Bild: PR

In diesem Jahr wurde der Spielmannszug 100 Jahre alt. Die erste Erwähnung von Bläsern geht also auf das Jahr 1924 zurück. Da soll der Marsch des Turn- und Sportvereins Zabeltitz durch das Dorf erstmals musikalisch begleitet worden sein. Die Überlieferung spricht von zwei Flötisten mit Querpfeifen und einem Trommler. Der Turn- und Sportverein war bereits am 30. April 1921 gegründet worden. Damals wie heute bilden die Spielleute eine Sektion des Sportvereins.

 

Vorreiter beim Spielen nach Noten

 

»Es war damals so üblich, dass es immer ein paar Musiker bei den Sportlern gab«, erklärt Kati Müller, die derzeitige Abteilungsleiterin im Sportverein. Sie berichtet weiterhin von mehreren Hochs und Tiefs der Vereinsgeschichte. So musste ab dem 4. Mai 1933, der Nacht des Faschismus, der Vereinsbetrieb »ruhen«, denn wegen des Gleichschaltungsgesetzes durften keine selbstständigen Vereine mehr existieren. Die Instrumente wurden damals eingezogen, einige wenige konnten versteckt werden.

Erst acht Jahre nach dem Krieg gab es einen Neubeginn. Ab 1953 wurde der Fanfarenzug wieder aufgebaut. Kati Müller schlägt in der Chronik nach: Hans Bockel fungierte damals als Vorsitzender des Sportvereins und Erich Schulze war Vorsitzender des Spielmannszuges. Ab 1958 übernahm dessen Sohn Horst den Vorsitz, sein Bruder Rolf bildete damals die Musiker aus. Er ist mit 93 auch noch Mitglied im Spielmannszug und nimmt auch jetzt noch regelmäßig an Veranstaltungen und Versammlungen teil.

 

Das älteste Mitglied ist 93 Jahre alt

 

Die Schulzes brachten damals Ordnung rein. Sie führten Ende der 50er Jahren auch die Notenlehre ein. »Bis dahin orientierten sich die Musiker ausschließlich an Griffen, die Notenlehre hat das Musizieren enorm revolutioniert«, schätzt Kati Müller ein und ergänzt: »Es war eine große Leistung, diese Neuerung den Leuten rüber zu bringen. Später übernahm der DTSB der DDR die Notenlehre und setzte sie republikweit durch. Das prägte des Spielmannswesen der gesamten DDR.«

1963 wurde der Kinderspielmannszug gegründet. Ab diesem Jahr durften auch Frauen und Mädchen Mitglied sein und erstmals mitspielen. 1967 fanden die ersten Meisterschaften der Spielmannszüge statt. In der DDR spielten die Zabeltitzer Erwachsentruppe 23 Jahre lang, also bis zur Wende. Sie errangen mehrfach den Meistertitel des Bezirkes Dresden und waren auch in der höchsten DDR-Liga, der Sonderklasse, erfolgreich. Sie holten dort stets gute Platzierungen.

 

Erfolgreich über die Wende gerettet

 

Die Sächsischen Landesmeisterschaften richteten die Zabeltitzer 1997, 2007 und 2014 aus. In diesem Jahr gelang erstmals der Doppelsieg. Der Erwachsenen- und Nachwuchszug gewann gemeinsam zum 90. Geburtstag. 2002 und 2010 wurden Meisterschaften der Ostdeutschen Verbände auf dem Zabeltitzer Sportplatz ausgetragen. Beide Male erreichten beide Erwachsenenzüge den dritten Platz. Seit 1991 konnte der Erwachsenenzug 14-mal Sächsischer Landesmeister werden, der Nachwuchszug sechsmal.

Horst Schulze rettete den Zabeltitzer Spielmannszug über die Wende. Von 1991 bis 2005 war Berndt Engelmann Chef, danach bis 2015 Jens Partuscheck, dann bis 2016 Karsten Börner. Er übernahm nach dem plötzlichen Tod von Jens Partuscheck provisorisch den Posten. Seit 2016 ist Kati Müller Sektionsleiterin, Matthias Müller Leiter des Erwachsenenzuges und Carolin Partuscheck führt den Nachwuchszug an.

Der Spielmannszug hat zurzeit 140 Mitglieder. Die jüngsten Musiker sind vier Jahre alt, also sozusagen gerade der Wiege entstiegen.

 

Wöchentliches Training bringt die Erfolge 

 

Diese vielen Erfolge stellen sich natürlich nicht von allein ein. Geprobt wird einmal pro Woche in der ehemaligen Schule. »Während der Vorbereitungsphase auf die Meisterschaften wird selbstverständlich mehrmals in der Woche geprobt, außerdem fahren alle ins Trainingslager ins Grödener Landhaus. Das alles ist nur durch die Unterstützung einer großen Schar an Sponsoren sowie der Stadtverwaltung möglich. Dafür sind die Spielleute sehr dankbar«, erklärt Kati Müller.

Im Jubiläumsjahr errangen die Zabeltitzer einen zweiten Platz im eigenen Stadion. Sie mussten sich nur den Radeberger Spielleuten geschlagen geben. Der Nachwuchs bekam die Bronzemedaille.

Nicht unerwähnt soll bleiben, dass der Zabeltitzer Spielmannszug in diesem Jahr, zum Tag des Ehrenamtes, für die jahrzehntelange erfolgreiche Arbeit mit der Kleinen Preuskermedaille geehrt wurde.

 

Mehr Infos unter: www.spielmannszug-zabeltitz.de


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