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Gabriela Hesse

Sonntagsspaziergang

Lausitz. Ein Kommentar von Schwester Gabriela Hesse, Äbtissin des Klosters St. Marienstern, Panschwitz-Kuckau.

Schwester Gabriela Hesse ist Äbtissin des Klosters St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau.

Schwester Gabriela Hesse ist Äbtissin des Klosters St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau.

Bild: Jürgen Matschie

Haben Sie schon einmal etwas von dem Maler Carl Spitzweg gehört? Oder viel besser: Gemälde von ihm gesehen? Dieser von Natur aus begabte Künstler wurde 1808 in München geboren und studierte auf Wunsch des Vaters Pharmazie. Als 25-Jähriger stieg er aus dieser sicheren Stellung aus und wurde Maler. Carl Spitzweg hatte es hinter den Ohren. Er beobachtete seine Umgebung genau und nahm sie mit seinen Gemälden oft humorvoll und pointiert aufs Korn.

Eines seiner typischsten Gemälde ist für mich »Der Sonntagsspaziergang«. Eine siebenköpfige Familie marschiert durch ein Feld, der dicke, schwitzende Vater voran, ein Lied pfeifend. Die Mädchen, mit riesigen Hüten, die wie Scheuklappen aussehen, laufen wie im Gänsemarsch hinter ihm her. Von ihrer Umgebung scheinen sie nichts zu sehen. Der erste Schein von Harmonie trügt. All zu viel Lust haben sie zu diesem Spaziergang scheinbar nicht.

In meinen Kindertagen ging ich mit den Eltern und dem Bruder sonntags auch oft spazieren. Dazu hatte ich nicht immer Lust und es wurde erst herumgemault. Aber die Sonntage waren doch schön. Früh wachte ich auf und freute mich auf den Kuchen zum Frühstück, den meine Mutter am Samstag gebacken hatte. Ich hatte mir schon vorher überlegt, was ich mir Schönes anziehe. Der gemeinsame Gottesdienst war kein Muss, sondern füllte mein Freudenkontigent erheblich auf und war einfach selbstverständlich. Auf dem Rückweg versorgte ich mich in der Pfarrbücherei mit Lesestoff. Mein Vater als Hobbykoch bereitete ein leckeres Mittagessen zu. Nach der Mittagsruhe wurde etwas unternommen. Verwandtenbesuch, Spaziergang oder einfach nur Ausruhen. Der Sonntag war nicht langweilig. Wenn gar nichts los war, konnte ich stundenlang lesen.

Im Kloster hat der Sonntag für uns noch einmal einen ganz eigenen Stellenwert. Jeder Sonntag ist ein kleines Osterfest. Das Gebet in der Kirche und die Messfeier sind geprägt von der Freude über die Auferstehung Jesu und haben Priorität. Der heilige Benedikt, nach dessen Regel wir leben, betont, dass eben nur das gemacht wird, was notwendig ist. Ich habe Zeit für Gott und für mich. Ich lese, schaue mir einen Film an, gehe spazieren oder fahre eine Runde mit dem Rad.

Ihre Sonntagsplanung sieht vielleicht ganz anders aus. Schön ist es, wenn Sie mit der Familie gemeinsam etwas unternehmen könnten. Vielleicht haben Sie für den kommenden Sonntag noch keine Idee. Dann kommen Sie einfach zu uns. In unserem Kloster findet das Kloster- und Familienfest des Landkreises Bautzen statt. Wir beginnen um 10.30 Uhr mit einem festlichen Gottesdienst, zu dem wir den Bischof von Görlitz, Wolfgang Ipolt, eingeladen haben. Mit Spiel, Spaß, großer Unterhaltung, kleinen Überraschungen und einem abwechslungsreichen und unterhaltsamen Programm können Sie den perfekten Ausflug für die ganze Familie erleben. Wir freuen uns auf Sie!

 

»kommentiert:« läuft immer donnerstags, 6.50 und 14.45 Uhr, im LAUSITZWELLE Radio über UKW und DAB+ und als Video auch im LAUSITZWELLE Fernsehen in der Drehscheibe Lausitz. Alle Kommentare sind jederzeit bei www.lausitzwelle.de sowie auf youtube.com/LAUSITZWELLE abrufbar.


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