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Rückblick auf vergangene Budissa-Tage

Bautzen. Im Rahmen des 120-jährigen Vereinsjubiläums gewährt Budissa-Legende Franz Korn Einblicke in vergangene Tage rund um seine Lieblingssportart.

Franz Korn im Talk der Fußballlegenden.

Franz Korn im Talk der Fußballlegenden.

Bild: Matthias Kost

Franz Korn war von 1958 bis 1976 Spieler bei der BSG Motor Bautzen, bestritt in elf DDR-Liga-Spielzeiten 209 Spiele und erzielte 46 Tore. Von 1986 bis 1993 und 1995 bis 1997 trainierte er die 1. Männermannschaft und war noch bis 2021 Mitglied im Ehrenrat des Vereins. Franz Korn ist Jahrgang 1940. Er wurde in Ungarn geboren und kam als Kind nach Deutschland. Er ist bis zum heutigen
Tag Stammgast auf der Müllerwiese.

Können Sie sich erinnern, wann Sie das erste Mal die BSG Motor Bautzen wahrgenommen haben?

Franz Korn: Das war 1956 bei der Platzeinweihung von Milkel. Dort spielte die BSG Aktivist Brieske-Ost gegen die BSG Motor Bautzen. Das Ergebnis war 5:1 oder 6:1 - genau weiß ich es nicht mehr, aber leider für Brieske-Ost.

 

Sie waren von 1958 bis 1976 Spieler bei der BSG Motor Bautzen und sind dem Verein immer treu geblieben. Gab es die Überlegung, woanders hinzugehen?

Doch natürlich, sogar mehrere. Ich war damals frisch verliebt und man wollte natürlich eine Wohnung haben und auch eine Familie gründen. In Bautzen hatte ich riesige Probleme beim Wohnungsamt. Mich haben sie zeitweise gar nicht mehr reingelassen, weil ich mehrfach meine Meinung gesagt habe. Es gab mehrere Anfragen von Schwarze Pumpe, aus Eisenhüttenstadt, Karl-Marx-Stadt... Wir waren sogar schon zwei- oder dreimal abgemeldet, aber ich bin als Spieler immer wieder zu Motor zurückgekehrt und ich muss klar sagen: Ich habe es wirklich nie bereut.

Einmal war alles sehr knapp. Wir brauchten unbedingt eine Wohnung. Ich hätte bei Hoyerswerda spielen können, aber meine Frau hätte in Schwarze Pumpe arbeiten müssen. Das war keine Option. Als wir dann aber wieder zu Hause waren, kam Gert Martschink – er stand bei meiner Schwiegermutter und meinte, dass er eine Wohnung hätte. Sie war von seinem verstorbenen Vater. Er brachte direkt den Schlüssel mit – und so sind wir in Bautzen geblieben und ich habe es nie bereut.

 

Gibt es einen Moment in Ihrer aktiven Laufbahn, an den Sie sich besonders gern erinnern?

Das ist schwierig. Da gibt es natürlich mehrere. Ich habe sogar einmal – das war in Meerane – erlebt, wie ein Spieler bei einem Schiedsrichter für ein Knockout gesorgt hat. Der ist umgefallen und war nicht mehr zu bewegen. Der Meeraner ist dann über Jahre gesperrt worden. Das war wirklich nicht schön. Ansonsten gab es nur schöne Erinnerungen, vor allem, wenn man auswärts gewonnen hat, wie in Steinach. Das Ergebnis weiß ich gar nicht mehr genau. Auf alle Fälle haben zwei Nationalspieler bei Steinach gespielt. Der Bus musste weiter weg parken, da eine Baustelle am Stadion war. Der Weg zur Kabine war etwas weiter. Auf dem Rückweg hat unser Mitspieler Hans Knauerhase einem Mannschaftskollegen zwei Ziegelsteine in die Tasche gepackt. Er hat sich gewundert, warum seine Tasche auf einmal so schwer war – wir haben gesagt, dass seine Sachen nass seien. Er hat dann gemerkt, dass es Ziegelsteine waren... Lustig fand er es nicht, aber unter dem Strich war das das Allerschönste. Und egal, wie man darüber redet, für mich war Fußball die ganze Welt!

 

Später waren Sie Trainer der 1. Männermannschaft – erst bei der BSG Motor Bautzen und nach der Wende bei der FSV Budissa Bautzen. Ihnen wird nachgesagt, dass Sie ein harter Knochen waren. War das so?

Das kann man sagen oder nicht. Wenn du in der Klasse bestehen willst, dann musst du trainieren. Da die Möglichkeiten des Trainings auf der Müllerwiese bzw. im Humboldthain begrenzt waren, haben wir auch viel Lauftraining gemacht. Es gab auch welche, die immer wieder mehr oder weniger versucht haben, den Trainer zu betrügen. Da war diese große Runde, wo wir die steile Wand hoch mussten, die vielleicht sechs bis acht Meter hoch war. Es wurde gesagt, dass sie drei Runden machen sollen. Es gab welche, die schon nach der ersten Runde aufgaben. In der ersten Runde sind sie noch mitgelaufen, aber in der zweiten hast du sie nicht mehr gesehen, und in der dritten waren sie plötzlich wieder da. Ich habe gesagt, wer alles gelaufen ist, der kann nach Hause gehen. Jedenfalls habe ich mir dann zwei oder drei ausgesucht, und die mussten dann zwei zusätzliche Runden laufen. Das bleibt den Leuten mehr oder weniger hängen. Deshalb sagt man dort: »Der Franz ist ein harter Hund.«

 

Sie sind Stammgast auf der Müllerwiese. Wenn Sie die Müllerwiese oder auch das Nachwuchszentrum Humboldthain sehen, erfüllt Sie das mit Stolz, wie sich alles infrastrukturell entwickelt hat?

Wenn ich die Müllerwiese und den Humboldthain sehe, erfüllt mich das mit Stolz, weil ich die Entwicklung miterlebt habe. Als ich in Bautzen anfing, kannte ich die Müllerwiese. Damals war das kein Fußballplatz, sondern eher eine Koppel. Auf einer Seite waren vielleicht fünf oder sechs Meter Rasen, dann kamen Schotter und Erde. Auf der anderen Seite sah es genauso aus. Es gab einen Mann, der mit großer Akribie die Aschenbahn gemacht hat, aber am Rasen wurde wenig getan. Es muss einem die Seele aufgehen.

 

Was wünschen Sie dem Verein für die Zukunft?

Ich wünsche dem Verein vor allem finanzielle Stabilität. Es ist entscheidend, dass der Verein nicht in finanzielle Schwierigkeiten gerät, daher müssen bestehende Sponsoren gehalten und neue Sponsoren gewonnen werden. Besonders wichtig ist die gute Zusammenarbeit mit dem Geschäftsführer der Hentschke Bau GmbH, Jörg Drews, die weiterhin gepflegt werden muss. Sportlich gesehen liegt mir die Entwicklung junger Talente besonders am Herzen. Es ist essenziell, dass der Verein weiterhin eine starke Nachwuchsarbeit leistet.


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