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Birgit Branczeisz

Die Jungen Wilden vom Königsufer

Dresden. Jetzt engagieren sich junge Leute für Dresdens sensibelste Orte.

Leon Furkert, Constantin Wirth, Bertrand Zunker und Dennis Pepke entrollen ihr Plakat. So könnte das Königsufer zwischen Blockhaus und Finanzministerium bebaut werden. Schmucke Bürgerhäuser, die sofort an das Quartier rund um die Frauenkirche erinnern. Sie sind die "Jungen Wilden" der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND). Jugendgruppe nennen sie sich, sind inzwischen 20 junge Leute und sie lieben Dresden. Constantin kommt ursprünglich aus Leipzig und macht eine Banklehre, Bertrand ist in Dresden aufgewachsen, der Vater Denkmalschützer, die Mutter Malerin - das Schöne ist ihm in die Wiege gelegt.

Dennis hat über sein Geschichtsstudium zur GHND gefunden, denn "um diese Stadt kommt man nicht herum", sagt der Wuppertaler begeistert. Leon ist Volkswirt und arbeitet im Ministerium für Regionalentwicklung. "Ich fühle mich als stolzer Dresdner", sagt er und natürlich kommt die Frage, ob der junge Mann mit Landeskonservator Furkert verwandt ist. "Das würde vielleicht manches einfacher machen, aber Nein", sagt er schmunzelnd. Die Gruppe hat vier Forderungen zur Bebauung des Königsufers vorgelegt, denen auch die GHND zugestimmt hat. Denn während ein Stadtratsbeschluss zwischen Hotel Bilderberg und Blockhaus platzseitig vier Rekonstruktionen barocker Bürgerhäuser vorsieht, lässt er die Ausgestaltung der Häuserzeile zwischen Blockhaus und Finanzministerium offen.

Hier setzen die jungen Leute an. Erstens fordern sie eine stärkere Berücksichtigung der historischen Kleinteiligkeit im Bebauungsplan. Der Stadtratsbeschluss von 2020 sieht klar eine Kombination der beiden Siegerentwürfe des Wettbewerbes vor, fordert sogar explizit die Umsetzung der Kleinteiligkeit des zweiten Preises. Dies ist im aktuellen B-Plan-Entwurf jedoch nicht ausreichend berücksichtigt. Historische Bürgerhäuser wieder aufbauen Zweitens fordern sie die Rekonstruktion der historischen Gebäude Große Klostergasse 2 (Kiesewetter'sches Haus), Große Klostergasse 4 (Quandt'sches Haus), Große Klostergasse 8 sowie Große Klostergasse 12 (Viol'sches Haus) bzw. deren Festlegung als Leitbauten. Denn das Königsufer war auch kulturhistorisch eine wahre Schatzkammer, Goethe, Schinkel oder Caspar David Friedrich wohnten hier.

Die Gruppe möchte diese Orte für künftige Generationen erlebbar machen. Drittens fordern sie eine Gestaltungssatzung für das Areal zwischen Blockhaus und Finanzministerium, die späteren Investoren und Bauträgern klare Vorgaben zu gestalterischer Ausführung der neuen Bebauung an die Hand gibt. Die Neubauten sollten klassische, ziegelgedeckte Dachformen erhalten und sich eng am historischen Dresdner Bürgerhaus bzw. an den geforderten Rekonstruktionen orientieren. Und viertens fordern sie ein Nutzungskonzept für das Königsufer, das sich am erfolgreichen Nutzungskonzept rund um den Neumarkt orientiert.

Kritiker werfen der GHND vor, gegen die Moderne zu sein. Ein Vorwurf, den die jungen Leute so nicht stehen lassen. "Wir sind nicht gegen die Moderne, es gibt so viele Orte, an denen man Neues bauen kann. Wir stehen hier an einem der sensibelsten historischen Areale, da sollte man die besondere Identität des Ortes berücksichtigen. Da muss einfach ein Wiederaufbau in Betracht gezogen werden", so Leon Furkert. Bertrand Zunker ergänzt: "Ein Wiederaufbau ist immer ein Kompromiss mit der Moderne, auch am Neumarkt stehen moderne Gebäude. Das ist kein Festhalten an der Vergangenheit, sondern das alte und das neue Dresden geben sich am Neumarkt die Hand." In Bürgerschaft und Stadtrat sehen die jungen Leute durch Beschlüsse und eine starke Petition einen breiten Rückhalt und wollen diesen Rückenwind jetzt mitnehmen in die Diskussion ums Königsufer.

info@neumarkt-dresden.de

 


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