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Birgit Branczeisz

Camperidyll ist aufgewacht

Boxdorf /Moritzburg. Mirko Naumann hat den Campingplatz am Oberen Waldteich pünktlich zum Saison-Start neu eröffnet.
Der Boxdorfer Mirko Naumann lädt Dauercamper und Tagesgäste ein. Der Campingplatz am Oberen Waldteich bei Moritzburg hat tatsächlich den Neustart zum Saisonbeginn geschafft.

Der Boxdorfer Mirko Naumann lädt Dauercamper und Tagesgäste ein. Der Campingplatz am Oberen Waldteich bei Moritzburg hat tatsächlich den Neustart zum Saisonbeginn geschafft.

Bild: Branczeisz

Es war eine Siegesfahrt. Horst Heimann hat seinen Wohnwagen angehängt und ist am Ostersamstag von der Dresdner Südhöhe nach Boxdorf getuckert. An einen Ort, der dem heute 74-Jährigen seit 1978 vertraut ist. Hier können Heimanns durchatmten, morgens zwitschern die Vögel, der Obere Waldteich liegt gleich vor der Haustür.

Camper setzen sich für ihren Platz ein

Diese Idylle hätte er fast eingebüßt, doch gemeinsam mit anderen Enthusiasten hat er drei Jahre für "seinen" Platz gekämpft - beim Bürgermeister vorgesprochen, im Gemeinderat Moritzburg gesprochen und die Camper auf seine Seite gebracht. Bis der Boxdorfer Mirko Naumann gefunden war, der im letzten Jahr den Platz "seiner Kindheit" für sich wiederentdeckt hat und nun als neuer Pächter alle Fäden in die Hand genommen hat. 

Als Mirko Naumann seine Daniela vor einigen Jahren geheiratet hat und am Oberen Waldteich feierte, konnte er noch nicht ahnen, dass er auch bald mit diesem Naturidyll einen Bund fürs Leben eingehen würde. Jetzt verantwortet er die Geschicke des 60.000-Quadratmeter-Camper-Traums. 66 Jahre Erbbaupacht sind vereinbart. Die Gemeinde hat Grundstücke dazugekauft und geordnet, damit Pächter Mirko Naumann den Platz eines Tages geordnet an seinen Sohn Lukas übergeben kann, wie Bürgermeister Jörg Hänisch zur Schlüsselübergabe scherzte.

Der Gemeinde ist ein Stein vom Herzen gefallen. Für sie endet eine abenteuerliche Geschichte, die darin gipfelte, dass der vorherige Pächter die Schlüssel für das Objekt vor gut drei Jahren in den Briefkasten der Gemeinde warf und der Fall vor Gericht landete. Die Gemeinde stand plötzlich da - ohne Pachtverträge, ohne Adressen. Als dann noch in einer Sturmnacht ein riesiger Ast auf einen Wohnwagen krachte und der Baumgutachter die Hände überm Kopf zusammenschlug, sperrte man über Nacht das Gelände.

Inzwischen hat Mirko Naumann die Ärmel hochgekrempelt, der Baumgutachter war Dauergast, es wurde Totholz gesägt, aufgeräumt, abtransportiert. Eine kleine Fläche auf der Wiese ist noch zu nass, um dort zu beräumen, erzählt Mirko Naumann - er wird für manches Geduld brauchen. Strom, Wasser, Toiletten sind jedenfalls top - auch das kleine Lädchen fürs Nötigste ist startklar.

Froschcafé mit neuem Maskottchen

Und da ist ja noch das Froschcafé nebenan, das nach drei Jahren Einsamkeit nun wieder auf neue Kundschaft hofft. Der große geschnitzte Holzfrosch ist neu und hält nach Gästen Ausschau. Gundula Bleul von der Moritzburger Kulturlandschaft freut sich auf die neue Saison: Endlich ist die "Fischerroute" wieder durchgängig befahrbar. Die 28,6 Kilometer lange Radtour endete die letzten Jahre am Bauzaun. Das hat viele abgeschreckt. Jetzt können die Radfahrer die Runde durch die Moritzburger Teichlandschaft ungestört genießen. Horst Heimann hat seinen Wohnwagen in Stellung gebracht.

Viele Camper freuen sich auf den Neubeginn, kennen den Waldteich schon von den Großeltern. Wie Mirko Naumann, der als Dreijähriger mit seinem Opa erstmals zum Camping fuhr - und dabei geblieben ist.


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